Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.

Da sitze ich nun in meinem Sessel im Wohnzimmer und starre auf meinen Laptop-Bildschirm. Ist in den letzten Wochen irgendwas wichtiges bei mir passiert, was ich erzählen könnte? Irgendein großes Abenteuer? Oder zumindest so eines, was alle von mir gewöhnt sind? Von dem komischen Martl, der immer auf dem Rad sitzt und nie zu Hause ist?

Für meine Verhältnisse recht wenig. Aber beim näheren Überlegen kommen dann doch so einige Gedanken, dass meine letzten Monate doch nicht so langweilig waren, wie man beim oberflächlichen Hinschauen vermuten könnte. Paar kleine Sachen draußen, zwischen Weinachten und Silvester die “fast” Festive500, ich war eine Woche in Ischgl an der Bar und habe ein paar interessante neue Leute kennengelernt, mit dem Rad bin ich jetzt auch wieder vermehrt draußen und erlebe, gerade die letzten Tage, unglaublich schöne Sonnenuntergänge. Memo an mich, ich sollte mal einen Beitrag über Sonnenuntergänge schreiben.

Dezember, Januar und jetzt auch der halbe Februar waren eher geprägt von kleinen Abenteuern, die sich jeder auch selbst machen kann und der Planung von neuen Dingen. Das ist wohl auch der wirkliche Grund für diesen Beitrag. Ich hatte jetzt ein paar Gespräche im Bekanntenkreis, als ich wieder merkte, dass einige Menschen um mich herum nicht so ganz zufrieden mit ihrer Situation sind. Ich versuche das dann immer mit meiner eigenen zu vergleichen, weil ich auch immer zu hören bekomme, dass ich ja immer unterwegs bin. Hach ja, schöne Instagramwelt. 

Meine Probleme sind sicherlich nicht unähnlich, zu denen anderer Menschen. Ich hätte gern mehr Zeit für meine Hobbys. Lustig, dass das einer schreibt, der im Jahr mit dem Rad rund 15-tausend Kilometer und in der Höhe 20 mal den Everest hoch fährt. Daraus resultiert, dass ich auch gern mehr Geld hätte. Wer hätte das nicht. Ich hätte auch gern schöneres Wetter. Vor allem Wärme und Sonne wären was tolles. Da entstehen in meinem Kopf auch gleich wieder die nächsten Abenteuer mit Zelt und Schlafsack draußen.

Daraus kann ich aber auch ableiten, dass ich manchmal, gerade in den kalten und schmuddeligen Monaten, abends doch öfter mal allein daheim auf meiner Couch sitze und dann doch solche Gedanken kommen, ob ich keine Freunde habe oder nicht doch eine Familie mit eigenen Kindern und einer mich liebenden (Ehe)-Frau an meiner Seite fehlt?

Hmm, ich merke gerade, dass ich mich gerade sehr von einem positiven Beitrag entferne.

Starten wir doch mal mit dem Wort “andererseits”.

Also, “andererseits” ist es ja so, dass ich schon sehr gut mein Leben ohne Reue selber gestalten kann und sehr unabhängig von vielen Dingen bin, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen jemand anderem gegenüber haben muss. Das ist natürlich Segen und Fluch zugleich. Dann ist es auch so, dass es schlechtes Wetter geben muss, um auch das warme Wetter so positiv zu erwarten und auch zu lieben, wenn es dann endlich da ist. Es läuft also ganz klar auf Jin und Jang hinaus. Man stelle sich mal vor, wir würden unser ganzes Leben lang im Warmen und bei tollen Wetter leben. Das wäre doch absolut langweilig und vorausschaubar. Genauso verhält es sich doch auch mit den kleinen und großen Abenteuern. Wenn man das ganze Leben Urlaub hätte, wäre das doch auch echt lahm. Man hätte keinen Antrieb mehr, irgendwas wirklich grandioses zu erleben. Wer hat sich denn nicht auch schon manchmal richtig vor einem Urlaub gefreut, dass es jetzt endlich losgeht. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier und das Ausbrechen ist es, was das Leben so Lebenswert macht.

Ich denke für meinen Teil zumindest so. 

Auch wenn man mir das manchmal nicht abkauft, wenn man mich sieht, bin ich doch ein durch und durch positiver Mensch. Auch wenn ich nicht immer lächle und oft “komische” Laune habe. Stichwort #Stiesel!

Ich habe auch Probleme im Leben, wo ich mir manchmal hinterher denke, ob das überhaupt wichtig war oder verschwendete Zeit. Vor kurzem stand ich an der Kasse im Discounter und vor mir hat sich ein älterer Herr mit der Kassiererin um den Rabatt von einem Stück Butter gestritten. Drei Stück waren erlaubt, er hatte vier. Ob es das Wert ist, fragte ich mich. Für mich sicherlich nicht. Aber der Herr hatte vielleicht andere Sorgen. Der dachte sicherlich in diesem Moment nicht an seinen baldigen Urlaub. Ich auch nicht, denn ich dachte, wie lange diese Diskussion jetzt noch gehen würde und ich endlich dran wäre. Dann überlegte ich, ob der Mann ganz andere Probleme hatte, die für ihn sehr wichtig waren. Eventuell war zum Monatsende einfach sein Konto leer und er war froh über das Stück Butter mehr im Kühlschrank. Manchmal geht die Wahrnehmung halt sehr weit auseinander und dann dachte ich auch noch ein Stück weiter. Ich stehe hier mit meinen Einkaufswagen voller Gemüse, weil ich seit ein paar Wochen etwas gesünder leben will und denke darüber nach, wie ich schneller wieder zu Hause bin und in der Türkei gab es ein Erdbeben und die Leute haben ganz andere Probleme. Vom Krieg in der Ukraine will ich gar nicht anfangen. 

Worauf ich hinaus will, ist einfach, dass jeder irgendwie sein Säckl zu tragen hat. Auf die eine oder andere Weise. Und jetzt kommt endlich die Pointe zum Beginn. Vielleicht sollte man sich mal in einer ruhigen Minute hinsetzen und klar und reflektiert, ohne irgendwelche Schönfärbereien zu machen, ob man überhaupt so ein schlechtes Leben lebt oder ob wir in einer privilegierten Welt leben und uns nur der Alltag erdrückt und wir einfach mal ausbrechen sollten bzw. wie wir das schaffen könnten, etwas zu verändern und bei sich selber anzufangen. Oft gibt man ja anderen Dingen die Schuld, um sein Gewissen selber zu beruhigen. Stichwort Kognitive Dissonanz. Aber wenn es mir schlecht geht, bringt es mir wenig, bockig auf der Couch sitzen zu bleiben und mich in mein Schicksal zu fügen. Außer wenn das vielleicht eine Krankheit ist. 

Allen Anderen sei zu empfehlen, mal etwas zu wagen, mit Mut rauszugehen und etwas an der Situation zu ändern. 

Das mache ich jetzt zumindest. Ich stecke mir mein Headset ins Ohr, mache meine eigene Spotify-Liste mit tollen Liedern, die nicht umsonst “Nur–Hochs” heißt, an und setze mich auch bei diesem zugehangenen Wetter aufs Rad. Da kommen mir nämlich meistens die besten Gedanken und außerdem ist das auch ne schöne Sache für das Ausschütten von Glückshormonen.

Und auf keinen Fall vergessen, wenn dir das Leben Zitronen gibt, schneide sie durch und werfe sie in deinen Gin-Tonic.
Also geht´s raus und sucht euch die schönen Dinge im Leben.

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