Grevet Cycling Part 3 Karneval der Tiere oder Ein wunderschönes Luder von Gravelstrecke

Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.

Gestern noch mit meiner besten Freundin Andrea in Dresden am blauen Wunder ein Bierchen genascht und heute klingelt der Wecker schon wieder 5.30 Uhr. Es soll sehr warm werden und mein Vorhaben auch lange gehen. Teil 3 der Grevet Cycling Serie Sachsen soll es heute sein. Die 4 Teile fangen relativ leicht an und werden immer schwerer bzw. länger. An Checkpoints muss man Aufgaben erfüllen. Es gibt zwar ein Zeitlimit, aber der Spaß steht eindeutig im Vordergrund. Man kann sich das wie eine Schnitzeljagd auf dem Fahrrad vorstellen.

6.20 Uhr stehe ich im großen Garten und suche verzweifelt den Achter (Insider) der hier immer seine Runden drehen soll. Vergeblich!

Die Strecke führt mich als erstes aus Dresden heraus, immer Richtung Schmiedeberg. 2 ½ Stunden brauche ich bis dahin, durch welliges, gut fahrbares Terrain. Aber 7 Uhr klatsche ich mir erstmal Sonnencreme auf die freien Stellen. Die Sonne brennt jetzt schon unbarmherzig vom Himmel!

In Schmiedeberg kann man laut Streckenhandbuch, in dem gut erklärt die Checkpoints, Aufgaben, evtl. Verpflegungspunkte, wichtige Tipps zur Strecke und noch weitere Sachen stehen, beim Bäcker frühstücken. Ich entscheide mich für den Penny. Erdbeeren müssen immer sein im Juni/Juli, Joghurt, Kaffee, etwas süßes für Unterwegs und eine Flasche Wasser zum auffüllen meines Camelbaks.

Essen draußen auf den Bordstein. Die kleine 5 jährige, die mit ihrer Mutter neben mir steht und ihr Eis lutscht, guckt mich mit großen Augen an und sagt dann, das man doch den Deckel des Joghurts ablecken muss. Ich nehme mir ihre konstruktive Kritik an und bessere mich sofort.

5 Minuten später kommt ein Mann und fummelt an den Einkaufswagen herum, ein anderer kommt vorbeigelaufen und da sich beide wohl kennen, ruft er ein tiefes und lautes „HOHOHO“, welches sich eher nach einem Röhren anhört. Der Mann bei den Wagen ruft ihm hinterher: „Da ist er ja wieder, der 135kg Elch.

Ich breche vor Lachen bei dem Spruch weg und mir schießt quasi der Joghurt aus Nase und Ohren. Das ist dann wohl der vorhergesagte Karneval der Tiere!

Als sich die Lage beruhigt hat, geht es zum ersten Checkpoint. 1100m mit durchschnittlich 20% Steigung. Hier merke ich, dass ich wohl doch keine Bergübersetzung mit meinen einzelnen Kettenblatt vorne habe. Es geht trotzdem, da meine Beine sich gut anfühlen.

Oben soll man mit einem Fotorahmen ein Bild machen, wie man sich optisch ausgedrückt, in der Auffahrt gefühlt hat. Die ganze Palette bei mir. Froh, grummeln, aufs Klo müssen, Gedanken über Bartpflege und die eigene Attraktivität.

Worüber man halt so im Berg nachdenkt. Kennt ja sicherlich jeder…

Weiter geht’s durch waldiges, bergiges Gelände immer schön auf Forststraßen und Wanderwegen entlang. Irgendwann überquere ich die Grenze nach Tschechien. Im Handbuch ist die Empfehlung noch mal Wasser aufzufüllen, weil oben auf dem Plateau nicht mehr viel Verpflegung kommt. Also noch mal rein in die Tanke. Wasser und Kofola. Zweiteres ist wie Doping. Der Zaubertrank, den schon die alten Gallier Asterix und Obelix getrunken haben. Checkpoint 2 ist ein Stausee und der Sage nach Es wird bis zum Mückenberg mit dem Mückentürmchen wirklich sehr trocken und heiß und auch technisch zu fahren. Viele singletrails über Wurzeln und durch meterhohes Gras.   Oben angekommen soll man ein Foto mit einer Kofola machen. Leider nur im Plastebecher und nicht Stilecht im Glas. Egal. Gibt es eben noch ein alkoholfreies Bier.

Danach geht es erst einmal tendenziell bergab. In Petrovice halte ich an einem Restaurant und es gibt Gulasch mit böhmischen Knödeln. Hier crashe ich anscheinend gerade eine tschechische Hochzeit. Livemusik wird auch gespielt. Bloß gut das ich ein schattiges Plätzchen gefunden habe. Die Knoblauchsuppe fällt aber heute trotzdem aus und auch Kofola gibt es hier nicht. Schade.

Es geht weiter zum nächsten Checkpoint. Hoch zum Snêzník, nochmals quälen. Oben eine Runde und wieder eine Kofola! Danach noch ein Foto vom Rad mit der Aussicht auf Dresden ganz weit hinten. Auch die Festung Königstein und die Bastei kann gut sehen.

Eine tolle Aussicht.

Endlich geht es jetzt mal länger bergab bis ich wieder in Deutschland bin. Direkt auf der Grenze, sonnen sich zwei Frauen oben ohne auf dem Felsen 50 Meter über mir. Ohne jetzt sexistisch zu wirken, werde ich so gerne an der Grenze begrüßt. Danke dafür.

Bis Pirna rollt es ganz gut. Da muss ich durch die Altstadt und wundere mich schon warum so viele Leute unterwegs sind, bis ich in einer Straße vor Biertischgarnituren stehe. Hier geht’s nicht weiter per Rad. Heute ist Stadtfest. Also etwas weg vom Track und zum Netto um nochmal die Speicher für die letzten 35 km aufzufüllen. 

Ab über die Elbe und rein in den letzten Anstieg. Der ist diesmal aber gnädigerweise großteils auf der Straße und lässt sich gut fahren. Es dämmert über Dresden und als ich nach unten fahre ist es im Wald der Elbhänge schon relativ dunkel. Bloß gut, dass ich doch Licht mitgenommen habe. Im Wald zieht der Fahrradcomputer etwas mit dem Track nach, so dass ich kurzzeitig etwas verwirrt bin, wo ich kann muss und mich auch mal verfahre. Irgendwann komme ich unten an der Elbe in Pillnitz an. Nach einer kurzen Fahrt in der abendlichen Wärme und tausenden Mücken im Gesicht, endet der Track am blauen Wunder, wo er für mich am Vorabend mit Andrea begonnen hat.

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