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Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.
Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr und um 7.42 Uhr fährt meine Bahn nach Dresden. Gestern habe ich noch eine kleine Grillparty oder, wenn man so will, ein Trainingslager mit den ehemaligen Fußballerinnen gehabt, die ich vor 15 Jahren mal eine Weile trainiert habe. Ich bin also dementsprechend spät ins Bett gekommen und ein paar isotonische Getränke gab es auch. Heute soll es der @Orbit360_ -Kurs im Dresdner Süden werden. Das Konzept der Orbits beinhaltet jetzt seit 2020, dass es mindestens einen Rundkurs in jedem Bundesland gibt. Mittlerweile auch in der Schweiz, auf die ich ja besonders heiß bin, weil die sehr viele Höhenmeter haben. Jedenfalls sind die Runden im Uhrzeigersinn oder eben dagegen zu fahren und man muss den Loop schließen. Wie lange man braucht, ist dabei egal. Früher gab es Punkte für die schnellsten Zeiten und jetzt fährt man darauf, möglichst viele Orbits zu absolvieren. Früher musste man etwas bezahlen und dieses Jahr sind alle Strecken frei auf Komoot verfügbar. Dabei kann man Geld einfach für gemeinnützige Projekte rund ums Fahrrad fahren spenden. Also sind die Orbits auch für Einsteiger was tolles, die mal eine 150-Kilometer-Graveltour mit Overnighter fahren wollen. Dabei gibt es leichtere und schwerere Touren. Ich verspreche euch, es ist ein tolles Erlebnis und es ist für jeden was dabei. Ich bin jedes Jahr begeistert. Traut euch. Gewinnen kann man dabei auch noch ein paar Preise. Alle Infos bekommt man unter https://www.orbit360.cc/
7.40 Uhr komme ich am Bahnsteig an und von David fehlt jede Spur. Wir wollten schon länger eine gemeinsame Tour machen. Ihn kenne ich nur von Instagram. Da wohnt man nur 5 Kilometer voneinander entfernt, aber hat sich noch nie gesehen. Ihr könnt mich also gern fragen, wenn ihr mal Bock auf eine gemeinsame Tour habt.
Ich steige also allein Richtung Bahnhof Dresden Neustadt zu. Das Radabteil in unserem kleinen Trilex ist noch leer. Viel mehr als zwei Triebwagen gibt es aber auch nicht. Die Zugbegleiterin ist etwas putzig. “Ob ich mir das mit Rad wirklich antun will”, denn “Sie würde das nicht machen” und “Ob ich nicht einfach nach Dresden mit dem Rad fahren wöllte” sagt und fragt sie. Wenn sie wüsste, was ich sonst manchmal fahre. Ich bin schon mit einigen Wassern beim Zugfahren gewaschen, erkläre ich ihr. Das 9-Euro-Ticket habe ich überlebt und jetzt habe ich das Deutschlandticket. Außerdem bin ich ja sehr früh und der erste mit Rad hier im Zug. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mich aus Platzgründen aus dem Zug werfen, ist unwahrscheinlich. Obwohl man aber auch im Hinterkopf behalten sollte, dass die Sommer- und Feriensaison jetzt erst richtig losgeht. Deshalb am besten Stoßzeiten vermeiden. Das ist der Trick.
Im Zug schreibe ich David, ob er sich hier vielleicht irgendwo versteckt hat. Aber er steht auf dem Bahnsteig und hat sich in der Zeit vertan. Vor 12 Jahren ist er zum letzten Mal Zug gefahren und jetzt hat er keine moralische Unterstützung von mir. Na da muss er jetzt einfach durch. Mein Zug füllt sich jetzt aber auch ab Bischofswerda recht stark. Acht Fahrräder sind wir Schlussendlich. Sogar ein Gärtner mit einem riesigen Korb Saatgut aller Art auf seinem Rücken passt noch rein. Wir Radfahrer organisieren uns schon irgendwie selber. Die Zugbegleiterin hat inzwischen aufgegeben und ist in die Fahrerkabine geflüchtet.
Ich hole mir am Bahnhof erstmal einen Kääääpppooootscheiiinoooo und ein Pain au Chocolat und setze mich draußen um 9 Uhr zwischen die Biertrinker, hole mein Frühstück nach und warte auf David. Der kommt ca. 35 Minuten später. Kurzes abchecken und los geht es für uns beide über den Elberadweg in die Flutrinne, um dann immer Richtung Osterzgebirge zu fahren.
Ab Grumbach geht es dann in den Tharandter Wald, um dann im Weißeritztal an der Talsperre Klingenberg herauszukommen. Fährt sich recht fluffig, obwohl auch ein paar krachende Anstiege dabei sind.
An der Talsperre Lehnmühle verliert sich dann leider so ein wenig der Track, denn die Vegetation hat die Scouter eingeholt. Aus meiner Erfahrung ist es aber jedes Jahr so. Die Tracks werden ja im Winter/Frühjahr gescoutet. Bis dahin verändert sich die Natur eben. Also heißt es, sich mit dem Fahrrad auf den Schultern durch den Wald zu kämpfen, bis wir wieder auf Zivilisation treffen. Und ich habe meine Machete auf meinem Esstisch vergessen. Machete und Handtuch sollte man immer dabei haben. Ekelhaft feucht-heiß ist es jetzt hier. Außerdem stolpern wir beide noch beim Tragen durch den Wald in einen Bach und haben nasse Füße. Nicht ohne meine ganze Instagrambubble daran teilhaben zu lassen. Naja, als Influencer geht man für die Likes und die Follower durch die Hölle.
Als wir dann eine Stunde später aus dem Wald krabbeln und langsam weiter Richtung tschechischer Grenze fahren, wird es windig auf dem Kamm und wir sind glücklich mit der kleinen Abkühlung, bis uns der Wind nach 3 Kilometern unentwegt ins Gesicht bläst. So mag ich die Orbits. Einfach wieder alles dabei. In Teichhaus, an der Grenze, müssen wir erstmal beide Wasser auffüllen. David sprengt dafür eine Familienfeier, die in einem Gasthaus sitzt. Glücklicherweise hat er auch Gummibärchen mit. Überhaupt hat er überall an seinem Körper und an seinem Rad irgendwelche Riegel versteckt und isst die ganze Zeit. Er ist bestimmt so ein Außendienstler für Energieriegel.
Bis nach Zinnwald fahren wir jetzt. Das ist der höchste Punkt unserer Tour. Kurz geht es über die Grenze und wir belohnen uns erst einmal mit Gulasch, Knödli und ich schraube mir einen Liter Kofola rein. Das war für mich jetzt auch bitter nötig. Im Gegensatz zu David ist meine Achillesferse nämlich, dass ich immer zu wenig esse und dann auf einmal die Akkus drohen, leer zu werden.
Gut gestärkt geht es jetzt quasi nur noch bergab. Kurz nochmal den Schwung nutzen um zur Kohlhaubaude raufzurollen, die ich schon letzte Woche beim Hügelgebügel mit dem Rennrad kennengelernt habe. Mit der Gravelübersetzung geht das heute deutlich einfacher, obwohl wir schon ca. 2000 Höhenmeter in den Beinen haben. Von weitem sehen wir jetzt noch das Mückentürmchen und ab da geht es dann über schnelle Waldautobahnen und leicht technische Singletrails schnell runter Richtung Schlottwitz. Dort wartet dann der wohl letzte Charaktertest. Kurz nochmal 20% Prozent Steigung werden gerissen. Warum muss es denn kurz vor Ende immer noch so was sein? Bekommen das die Scouter von CyclingRapha als Auflage, dass man die Orbiter noch mit so etwas belohnt bzw. durch die Hölle kurbeln lässt? Das prangere ich an, das stelle ich zur Diskussion!
Oben angekommen treffen wir Johannes aus Leipzig. Wenn das nicht der Orbiter ist, dessen Spuren wir den ganzen Tag verfolgt haben, dann fresse ich hier auf der Stelle meinen Ersatzschlauch! Und siehe da, Trailmagic 20 Kilometer vor Dresden. Er ist schon recht geschafft. Letztes Jahr ist er den Orbit bei Leipzig gefahren. Der war aber deutlich einfacher und flacher. Ich glaube er ist ganz froh über ein wenig Gesellschaft und Ablenkung. Gemeinsam fahren wir weiter und müssen nach Kautzsch an der Hummelmühle nochmal rechts über ein Feld. Hier hat die Vegetation wieder ihren Job gemacht und den Track für uns versteckt. Also kurze Diskussion und David geht voran mitten durchs Weizenfeld. Irgendeiner ist hier anscheinend schon vor uns lang und wir treten jetzt für alle nachfolgenden Fahrer den Weg breit. Bitteschön. Egal ob das so gewollt war oder nicht.
Danach müssen wir die Fahrräder nochmal durch ein ausgetrocknetes Flüßchen tragen. Einmal den Hang runter und einmal wieder hoch. Ich komme mir vor, wie Charlton Heston im Planet der Affen, als er realisiert, dass er (Achtung Spoiler, obwohl der Film von 1968 ist) die ganze Zeit auf der Erde war. Ich werfe mich auf die Knie und schlage mit den Fäusten auf die schlammige Erde, David hält dabei mein Rad und ich schreie gen Himmel: “Ihr Wahnsinnigen! Was habt ihr da nur gescoutet?” Naja, so ist es zumindest in meiner phantasievollen näheren Erinnerung abgelaufen.
Die letzten 15 Kilometer kommen wir dann gemeinsam relativ zügig und einfach am Bahnhof an. Uns beiden bleibt gerade noch genug Zeit, um mir schnell ein alkoholfreies Weizen zu kaufen und uns von Johannes zu verabschieden. Vielleicht sieht man sich ja nochmal wieder. Es gibt ja noch ein paar Orbits.
Im Zug geht dann das Theater wieder los. Die Zugbegleiterin glaubt mir erstmal nicht, dass ich erst 5 ½ Jahre bin. Aber mein Ticket muss ich gar nicht mehr herauskramen, denn wir müssen noch schnell umsteigen und da soll uns doch der Mann von der Trilex-Gesellschaft kontrollieren. Der hat ganz andere Probleme. Kein Wasser mehr für die Klospülung und viel zu viele Menschen den ganzen Tag. Er rollt mit den Augen, als er uns erklärt, dass das mit dem größeren Personenaufkommen ja von den hohen Tieren keiner kommen sehen konnte, wo das 9-Euro-Ticket letztes Jahr ja schon so die Leute zum Bahn fahren motiviert hat. Ein “KACKVEREIN” hier!
Und dann ist auch noch das Bier alle. In Löbau sind David und ich uns einig, dass das sicherlich nicht die letzte Tour für uns war. Man sieht sich beim nächsten Orbit.
Orbit 360 Komoot Kosmos – Dresden South or Thank you for travelling with German „Trains“
Heho and so, friends of fun pedalling.
The alarm clock rings at 6.30 am and at 7.42 am my train leaves for Dresden. Yesterday I had a small barbecue party or, if you like, a training camp with the former female footballers I once coached for a while 15 years ago. So I got to bed correspondingly late and there were a few isotonic drinks as well. Today it’s going to be the @Orbit360_ course in the south of Dresden. Since 2020, the Orbits concept has meant that there is at least one circuit in every federal state. Now there’s also one in Switzerland, which I’m particularly keen on because it has a lot of altitude. In any case, the laps have to be done clockwise or against the clock and you have to close the loop. It doesn’t matter how long you take. In the past, you got points for the fastest times and now you try to complete as many orbits as possible. You used to have to pay something and this year all the routes are available for free on Komoot. You can simply donate money to charitable projects related to cycling. So the Orbits are also great for beginners who want to do a 150-kilometre Gravel Tour with Overnighter. There are easier and harder tours. I promise you, it’s a great experience and there’s something for everyone. I am thrilled every year. Have the courage. You can also win a few prizes. You can get all the information at https://www.orbit360.cc/
I arrive at the platform at 7.40 a.m. and there’s no sign of David. We had wanted to do a tour together for a while. I only know him from Instagram. We live only 5 kilometres away from each other, but we’ve never met. So feel free to ask me if you ever want to do a tour together.
So I get on the train alone in the direction of Dresden Neustadt station. The bike compartment in our little Trilex is still empty. But there aren’t many more than two railcars. The train attendant is a bit cute. „Do I really want to do that to myself with a bike?“ because „She wouldn’t do that“ and „Wouldn’t I just like to cycle to Dresden?“ she says and asks. If she knew what I usually cycle sometimes. I’ve already washed my hands of train travel, I explain to her. I survived the 9-euro ticket and now I have the Germany ticket. Besides, I’m very early and the first person with a bike on the train. The likelihood of them throwing me off the train for reasons of space is unlikely. Although you should also keep in mind that the summer and holiday season is just starting. So it’s best to avoid rush hour. That’s the trick.
On the train, I text David to see if he might be hiding somewhere around here. But he is standing on the platform and has lost track of time. It’s been 12 years since he last took the train and now he has no moral support from me. Well, he’ll just have to go through with it. My train is now filling up quite a bit from Bischofswerda. In the end there are eight of us. Even a gardener with a huge basket of all kinds of seeds on his back still fits in. We cyclists organise ourselves somehow. The train attendant has given up and fled into the driver’s cabin.
At the station I get myself a Käääpppooootscheiiinoooo and a Pain au Chocolat and sit down outside at 9am among the beer drinkers, catch up on my breakfast and wait for David. He arrives about 35 minutes later. A quick check and off we both go along the Elbe cycle path into the Flutrinne, and then always in the direction of the Osterzgebirge.
From Grumbach we enter the Tharandt forest and then come out in the Weißeritz valley at the Klingenberg dam. The ride is quite smooth, although there are a few steep climbs. At the Lehnmühle dam, the track unfortunately gets a bit lost, as the vegetation has caught up with the scouters. But from my experience it is like this every year. The tracks are scouted in winter/spring. Until then, nature changes. So we have to fight our way through the forest with the bike on our shoulders until we meet civilisation again. And I forgot my machete on my dining table. You should always have a machete and a towel with you. It’s disgustingly hot and humid here now. On top of that, we both stumble into a stream while carrying it through the forest and have wet feet. Not without sharing it with my whole Instagram bubble. Well, as an influencer you go through hell for the likes and followers.
When we then crawl out of the forest an hour later and slowly continue towards the Czech border, it becomes windy on the ridge and we are happy with the little cooling, until after 3 kilometres the wind blows incessantly in our faces. That’s how I like the orbits. Simply everything again. In Teichhaus, at the border, we both have to fill up with water. David blows up a family party sitting in a guesthouse for this. Luckily he also has gummy bears with him. Generally, he has bars hidden all over his body and on his bike and eats all the time. He must be one of those field workers for energy bars.
Now we ride all the way to Zinnwald. This is the highest point of our tour. We cross the border and reward ourselves with goulash, dumplings and a litre of Kofola. I really needed it. Unlike David, my Achilles‘ heel is that I always eat too little and then suddenly my batteries threaten to run out.
Well fortified, it’s now virtually all downhill. I use the momentum again to roll up to the Kohlhaubaude, which I already got to know last week when I climbed the hills on my road bike. With the gravel gearing it is much easier today, although we already have about 2000 metres of altitude in our legs. From a distance we can see the Mückentürmchen (mosquito tower) and from there we quickly descend via fast forest highways and slightly technical single trails towards Schlottwitz. There the last test of character awaits us. Another short 20% gradient is torn. Why does it still have to be something like this shortly before the end? Do the scouters from CyclingRapha get this as a condition, that the orbiters are rewarded with something like this or are allowed to crank through hell? I denounce this, I put it up for discussion!
At the top we meet Johannes from Leipzig. If that’s not the Orbiter whose tracks we’ve been following all day, then I’ll eat my spare tube right here and now! And lo and behold, Trailmagic 20 kilometres from Dresden. He is already quite tired. Last year he did the Orbit near Leipzig. But it was much easier and flatter. I think he’s quite happy about a little company and distraction. We continue together and after Kautzsch at the Hummelmühle we have to turn right again across a field. Here the vegetation has done its job again and hidden the track for us. So we have a short discussion and David goes ahead through the middle of the wheat field. Apparently, someone has already gone this way before us and we are now stepping out of the way for all the riders behind us. There you go. It doesn’t matter whether it was intentional or not.
Afterwards, we have to carry the bikes through a dry river again. Once down the slope and once up again. I feel like Charlton Heston in Planet of the Apes when he realises that (spoiler alert, although the film is from 1968) he has been on Earth all this time. I throw myself on my knees and beat the muddy earth with my fists, David holds my bike and I scream to the sky: „You maniacs! What were you scouting for?“ Well, at least that’s how it went down in my fanciful near memory.
The last 15 kilometres we then arrive at the station together relatively quickly and easily. We both have just enough time to quickly buy a non-alcoholic wheat beer and say goodbye to Johannes. Maybe we’ll see each other again. There are still a few orbits left.
On the train the fuss starts again. The train attendant doesn’t believe that I’m only 5 ½ years old. But I don’t even have to get out my ticket, because we have to change trains quickly and the man from the Trilex company is supposed to check us. He has completely different problems. No more water to flush the toilet and far too many people all day. He rolls his eyes as he explains to us that no one could have seen this coming from the bigwigs, with the 9-euro ticket last year already motivating people to take the train. A „KACKVEREIN“ here!
And then we ran out of beer. In Löbau, David and I agree that this was certainly not the last tour for us. See you at the next Orbit.