Warum wir fahren oder im Widerspruch mit der @Zeit

Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.

Da stehe ich morgens 5.50 Uhr auf, beginne meine Morgenroutine im Bad und der Küche, koche mir einen Kaffee für den Weg auf Arbeit, putze meine Zähne usw. und dann slidet mir zwischen diesen Dingen ein kleiner aber kurzer Beitrag der @Zeit in meinen Instagramfeed. Es geht ums Rad fahren. Speziell das Rennradfahren und dass es einem einiges abverlangt und der absolute Breitensport der Gegenwart wäre. Dazu noch populistisch heruntergebrochen, dass dieses Hobby nur über Konsum, Nerdtum und Selbstdarstellung funktioniert. 

Glücklicherweise habe ich ein Zeit-Onlineabo. Also klicke ich schnell den Artikel und den Kommentar dazu an. Liest sich flott und auch etwas sarkastisch. Ob der Autor Herr Francesco Giammarco alles ganz ernst, vielleicht liebevoll satirisch oder es nur mehr überspitzt meint, was vor allem letzteres, die Medien der Gegenwart nun mal gerne tun, um eventuell Klicks zu generieren, sei mal dahingestellt.

Herr Giammarco referiert in dem Artikel über einen halb fiktiven Rennradfahrer, teils aus ihm und teils aus seinen radfahrenden Freunden, der bisweilen von seiner Familie wegfährt, aber auch irgendwie in einer Zwischenwelt lebt. Die Autofahrer auf der Straße hassen uns, weil wir die Straße blockieren und die Fußgänger mögen uns auch nicht auf den Wegen, da wir für sie zu schnell sind. Darüber hinaus schreibt er, dass der fiktive Charakter „der deutsche Rennradfahrer” sein Hobby etwas zu ernst nimmt und schon mehrere Räder hat. Und ernst nehmen sollte man es dann wohl auch, weil es so viel Geld kostet. Dann geht es noch um die enge Rennradkleidung und dass diese ja schon sehr schick aussieht. Natürlich mit einem Augenzwinkern, dass man sie auch tragen können sollte, obwohl so eine Radkleidung ja auch eng sein muss, damit es bei längeren Touren nicht so schnell reibt oder die Muskeln komprimiert. Am Ende wird der Artikel etwas versöhnlicher, denn ich zitiere: “Er funktioniert über Konsum, Nerdtum und Selbstdarstellung. Rennradfahren verleiht einem das Gefühl von Berechenbarkeit: Die Leistung liegt immer und ausschließlich in der eigenen Verantwortung.”

Wo soll ich bloß anfangen? Vielleicht erstmal damit, dass ich es sehr komisch finde, dass in der heutigen Welt wohl jeder zu jedem Thema ein Experte ist und seine Meinung kundtut, obwohl er mit der Materie nicht vertraut ist. Das fängt beim Sport an, geht über Gesundheits- und Zukunftsthemen und endet damit, dass einige Militär- und Außenpolitikexperten sind. Aber das ist auch schon wieder ein ganz anderes Thema.

Ich  weiß nicht, ob der Autor selbst ein Rennrad besitzt. Er wäre wohl schon mal bei einer Tour mit einem Arbeitskollegen mitgefahren, beschreibt er. Dass es für Außenstehende manchmal sehr suspekt wirkt, wenn einer mit zwei Wasserflaschen bewaffnet, Samstagmorgen um 7 Uhr auf eine 180 Kilometertour geht, mag ja sein, aber darf er sich deswegen ein Urteil erlauben?

Rad fahren macht ja in erster Linie Spaß und ist gesund, wenn man es in Maßen betreibt. Das Maß muss dabei sicherlich jeder selbst bestimmen. Die meisten werden fahren, weil sie für sich im Alltag abschalten wollen. Als Radfahrer ist man ziemlich nah an der Natur und seiner näheren Umwelt. Ich sage immer, es ist die schönste und beste Art zu reisen. Man kommt schneller voran und kann mehr transportieren als zum Wandern, sieht viel und kommt auch relativ gut in Kontakt mit anderen Menschen. Obwohl ich teilweise mein Rad nutze, um von Menschen weg zu fahren. Da hat Herr Giammarco einen Punkt.

Dass man sein Hobby ernst nimmt, muss ja nichts Schlechtes sein. Es gibt mehr als genug Menschen, die tausende Euros in Autos, Motorräder, in Merchandising von Filmen oder Fußballclubs stecken. Schon was an einem Spieltagwochenende am und im Stadion in Dresden los ist und wie ernst sich diese Fans nehmen, ist manchmal bedenklich. Aber leben und leben lassen. 

Beim Motorsport kommt natürlich immer mehr der Gedanke dazu, ob das noch alles zeitgemäß ist, da wir ja höchstwahrscheinlich vor einer Zeitenwende in Umwelt und Technik stehen. Dafür sollte man dann einen Radfahrer schon gar nicht kritisieren.

Aber motorisierte Verkehrsteilnehmer haben ja auch oft genug einen eigenen Besitzanspruch, wenn es um Asphalt geht. Über das liebe Auto mit vielen Deutschen zu diskutieren, ist dann aber wahrscheinlich wie mit vielen US-Amerikanern über Waffenbesitz. Das ist im Kopf drin und geht auch nicht so schnell raus. Vielleicht denkt da eine kommende Generation anders.

Kommen wir aber dazu, dass wir ja “alle” Selbstdarsteller sind. Ja, zum Teil sind wir das. Aber sind wir das nicht irgendwo wirklich ALLE? Wer macht nicht gerne coole Fotos von sich, auf denen man sportlich und schnittig aussieht? Wer bekommt nicht gerne Glückwünsche, wenn er Dinge gemacht hat, an die Einige nicht im Traum denken würden? Wenn er über seine Grenzen hinaus gegangen oder aus seinem Alltag ausgebrochen ist. Klatschen oder Likes gab es früher schon und durch das Internet ist unsere Welt einfach schneller geworden und wir haben uns alle, mehr oder weniger, zu Narzissten entwickelt. Einige haben dabei mehr zu erzählen und andere weniger. Das liegt auch an unserer, teilweise fehlenden Medienkompetenz und der geringen Selbstreflektion. Aber ich schweife ab. 

Warum sich natürlich dickbäuchige Endvierziger, auf ihren 5000 Euro teuren Rennrädern, in zwei Nummern kleinere Rennradjerseys zwängen müssen, um dann 30 Kilometer am Wochenende zu fahren, ist mir auch nicht immer klar, aber ich verurteile das auch nicht. Ebenso gehören die sogenannten “Styler” unter uns Radfahrern dazu. Solange es die Person aber als schön empfindet, ist das doch alles gut so. Liebe zu dem, was man tut. 

Damit komme ich zum Abschluss dieses kleinen Kommentars auf einen anderen Kommentar. Herr Giammarco hat in einigen Sachen mit einem Augenzwinkern recht oder er versteht vielleicht auch überhaupt nicht den Grund für unser Handeln. Ich fahre nicht gegen andere, obwohl ich auch an Ultraselfsupported Rennen teilnehme. Ich fahre einzig und allein gegen mich und das Verschieben meiner Komfortzone. 

Ich liebe es ja, über den Typ-2-Spaß zu referieren. Der Spaß, der erst später kommt, wenn die tatsächliche schwere Arbeit geleistet ist, man etwas zur Ruhe gekommen ist, seine Gedanken geordnet hat und Stolz auf seine Leistung sein kann. Für mich ist Radfahren, nicht nur mit Rennrad, einfach Freiheit pur. Ich liebe meine Mary-Jane. Ja, mein Rad hat einen Namen. Alle meine Räder haben einen und mein Gravelrad heißt Renate, um genau zu sein. Ist das auch etwas nerdig? Ja, klar. Aber auch das verbindet mich. Ich bin im Jahr mehr als 1000 Stunden auf den Rädern unterwegs. Das verbindet ja irgendwie und MJ ist zwar alt und langsam, so wie ich, aber sie kommt immer und stetig, irgendwie ins Ziel. 

Ich liebe es nach einem heißen Tag, völlig verschwitzt und stinkend, in den Sonnenuntergang zu fahren, die Geräusche der Natur zu hören wenn sich die Welt langsam beruhigt oder nach einem Sommerregen durchnässt die Gewitterluft zu riechen. Ich liebe es, nach 2 Stunden und einem schmerzenden Aufstieg auf der Spitze eines Alpenpasses zu stehen und über das Panorama zu schauen. Und ich liebe es sogar, mit schmerzenden Waden im Bett zu liegen und völlig erschöpft mit einem Lächeln im Gesicht einzuschlafen, auch wenn dieses Gefühl die meisten Menschen nicht verstehen, weil sie selber dieses Gefühl niemals erfahren werden oder erfahren wollen, obwohl es sich vielleicht lohnen würde.

Das “müssen” sie aber auch nicht. Dieses zu kritisieren oder sich darüber lustig zu machen, sollten sie aber auch nicht. Ich bedanke mich auf jeden Fall für den Artikel und gebe Herrn Giammarco Recht und Unrecht zu gleich.

Denn “We ride only for cake” und dafür lohnt sich nun wirklich der ganze Bums.

Why we drive or in opposition with @Zeit

Heho and so, friends of fun pedalling.

There I am getting up at 5.50 in the morning, starting my morning routine in the bathroom and kitchen, making myself a coffee to go to work, brushing my teeth etc. and then in between these things a small but short post from @Time slips into my Instagram feed. It’s about cycling. Specifically road cycling and that it demands a lot from you and is the absolute popular sport of the moment. It also populistically breaks down that this hobby only works through consumption, nerddom and self-promotion.

Fortunately, I have an online subscription to Die Zeit. So I quickly click on the article and the commentary. It reads briskly and also somewhat sarcastically. Whether the author, Mr Francesco Giammarco, means everything seriously, perhaps lovingly satirically, or only exaggeratedly, which is what the media of today like to do in order to generate clicks, remains to be seen.

In the article, Mr Giammarco talks about a semi-fictional racing cyclist, partly made up of himself and partly of his cycling friends, who sometimes rides away from his family but also somehow lives in an in-between world. The drivers on the road hate us because we block the road and the pedestrians don’t like us on the paths either because we are too fast for them. Furthermore, he writes that the fictional character „the German racing cyclist“ takes his hobby a bit too seriously and already has several bikes. And one should probably take it seriously then, because it costs so much money. Then there’s the matter of the tight racing bike clothing and that it already looks very chic. Of course, with a wink that you should be able to wear them, although such cycling clothes also have to be tight so that they don’t rub so quickly or compress the muscles on longer tours. At the end, the article becomes a little more conciliatory, because I quote: „It works through consumption, nerddom and self-expression. Road cycling gives you a sense of predictability: performance is always and solely your own responsibility.“

Where do I even begin? Maybe first with the fact that I find it very funny that in today’s world everyone is an expert on every subject and gives their opinion, even though they are not familiar with the subject matter. It starts with sport, goes on to health and future issues and ends with some being military and foreign policy experts. But that’s already a completely different topic.

I don’t know if the author owns a racing bike himself. He would probably have ridden on a tour with a work colleague, he describes. It may seem very suspicious to outsiders when someone armed with two water bottles sets off on a 180-kilometre tour at 7 o’clock on a Saturday morning, but can he allow himself to be judged on that basis?

First and foremost, cycling is fun and healthy if done in moderation. It’s up to each person to decide how much they want to do. Most people cycle because they want to switch off from everyday life. As a cyclist, you’re pretty close to nature and your immediate environment. I always say it’s the best and most beautiful way to travel. You get around faster and can carry more than you would on a hike, you see a lot and you also come into relatively good contact with other people. Although I sometimes use my bike to get away from people. Mr Giammarco has a point there.

The fact that you take your hobby seriously doesn’t have to be a bad thing. There are more than enough people who spend thousands of euros on cars, motorbikes, merchandising films or football clubs. What goes on in and around the stadium in Dresden on a matchday weekend and how seriously these fans take themselves is sometimes alarming. But live and let live.

When it comes to motor sports, of course, there is always the question of whether everything is still in keeping with the times, since we are most likely on the verge of a new era in the environment and technology. For that, you shouldn’t criticise a cyclist at all.

But motorised road users often have their own claim to ownership when it comes to asphalt. Discussing cars with many Germans is probably like discussing gun ownership with many Americans. It’s in the mind and doesn’t come out so quickly. Perhaps a future generation will think differently.

But let’s add that we are „all“ self-promoters. Yes, to some extent we are. But aren’t we really ALL that somewhere? Who doesn’t like taking cool photos of themselves looking sporty and sleek? Who doesn’t like to get congratulations when they’ve done things that some wouldn’t dream of doing? When he has gone beyond his limits or broken out of his everyday life. There was clapping or likes in the past and through the internet our world has simply become faster and we have all, more or less, developed into narcissists. Some have more to say and others less. This is also due to our, in part, lack of media competence and low self-reflection. But I digress.

Of course, I don’t always understand why big-bellied people in their late forties have to squeeze into two sizes smaller racing jerseys on their 5,000-euro racing bikes in order to ride 30 kilometres at the weekend, but I don’t condemn that either. The so-called „stylists“ among us cyclists are also part of it. But as long as the person finds it beautiful, it’s all good. Love for what you do.

This brings me to the conclusion of this little comment on another comment. Mr Giammarco is right in some things with a twinkle in his eye, or perhaps he doesn’t understand the reason for our actions at all. I don’t race against others, although I do participate in Ultraselfsupported races. I race solely against myself and pushing my comfort zone.

After all, I love lecturing about the Type 2 fun. The fun that comes later, when the actual hard work is done, you’ve calmed down a bit, got your thoughts in order and can take pride in your achievement. For me, cycling, not only with a road bike, is simply pure freedom. I love my Mary-Jane. Yes, my bike has a name. All my bikes have one and my gravel bike is called Renate, to be precise. Is that also a bit nerdy? Yeah, sure. But that also connects me. I spend more than 1000 hours a year on my bikes. That somehow connects and MJ may be old and slow, like me, but she always and steadily, somehow gets to the finish line.

I love riding into the sunset after a hot day, all sweaty and smelly, hearing the sounds of nature as the world slowly calms down or smelling the thunderstorm air after a summer rain soaked. I love standing on the top of an alpine pass after 2 hours and a painful climb and looking out over the panorama. And I even love lying in bed with aching calves and falling asleep completely exhausted with a smile on my face, even though most people don’t understand this feeling because they themselves will never experience it or want to experience it, although it might be worth it.

But they don’t „have“ to. But neither should they criticise it or make fun of it. In any case, I thank you for the article and agree with Mr. Giammarco that he is right and wrong in equal measure.

Because „we ride only for cake“ and and for that it is all worth.

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