Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.

Besser als an diesem Ort kann man wohl nicht aufwachen. Mit einem halb geöffneten Auge und Ohr habe ich schon zwei Radfahrer an unserem Schlafplatz in der Dämmerung vorbeifahren gesehen/gehört. Jetzt, um 6.30 Uhr, haben wir vor unseren Augen ein wunderschönes Panorama. Im Tal hängen die wabernden Wolken und knapp über der Wolkengrenze, unter blauem Himmel, liegen wir in unseren Schlafsäcken auf einer kleinen Aussichtsplattform. Die gerade aufgehende Sonne scheint dabei ins Tal und ermöglicht uns den Blick auf eine spektakuläre Aussicht von unserem Schlafplatz. Aber die Nacht, wie auch der jetzige Morgen, waren bzw. sind ziemlich frisch. Als wir spät  in die Schlafsäcke gekrochen sind, war uns vom Bergauffahren noch ziemlich warm. Ja, der Herbst kommt auch hier immer näher. Ich schäle mich mit meinen langen Klamotten aus dem Schlafsack und mache erst einmal ein paar Fotos. Danach kümmere ich mich um das, was der Körper früh so braucht. Toilettengang, Zähne putzen, einen Schluck Wasser und einen ersten Riegel zum Frühstück. Die ausgestattete Antje hat natürlich wieder vorausgeschaut und ein komplettes Frühstück zurechtgemacht. Gut, es ist ein Joghurttrink. Wie sie das immer macht? Ich bin da ja meistens etwas “dödelig” und “spontaner” unterwegs.

Jedenfalls fahren wir nach dem Zusammenräumen in Richtung Ziel. Knapp 95 Kilometer sind es noch. Die Nacht sind wir ja quasi auf die Spitze des Plateaus gefahren und jetzt geht es wieder bergab. Weiter auf der alten Zugstrecke, an der wir auch mal Schaffner spielen dürfen, geht es bis fast an die Hafenstadt Umag. Das Meer bzw. eine Lagune sind dabei noch einmal zum Greifen nah. Kurz darauf fahren wir über die Grenze nach Slowenien. Da die antreibende Antje zu schnell ist um an einem Bäcker oder Minishop zu halten, um etwas Richtiges zu essen, knurrt mir natürlich irgendwann der Magen. Nach fünf Kilometern kommt ein kleiner Imbiss an der Umgehungsstraße. Nach einem kurzen „Umplanungsgespräch“ müssen wir zwar einen Kilometer in die falsche Richtung fahren, aber ein Käääppooootscheinooo und ein bis zwei Sandwiches im Magen sind keine so schlechte Idee, wenn ich mir den Rest der Strecke ansehe. Denn da kommt nicht mehr so viel an Einkaufsmöglichkeiten. Dort angekommen fällt der armen Antje ihre neue Fahrradbrille herunter. Klar, dass da jetzt ein fetter Kratzer durch die Kieselsteine und den Sand am Boden im Brillenglas ist. Und da war sie gerade erst neu. Shit happens. Viel zur Auswahl gibt es hier nicht. Sandwich und Käppo/Kaffee halt. Dafür ein echt geiler Dipp.

Nach dem obligatorischen Social-Media-Kram geht es weiter. Die nächsten 16 Kilometer führen jetzt wieder mäßig nach oben. Wir dürfen von hier aus weit ins Inland und auch ans Meer bis Triest mit seinem umgebenden Bergmassiv schauen. Dabei versüßen uns die letzten Trauben, die wir am Wegesrand „ausborgen“, nochmal den Ausblick. Die Sonne scheint jetzt wieder kräftig und wärmt uns, als wenn Sommer wäre. Nur die Farben der Weinberge und auch der Bäume zeigen uns, dass das auch hier bald vorbei ist.

Gestärkt vom Zucker der Trauben geht es wieder einmal in einer wilden Fahrt auf asphaltierter Straße nach unten. Die ausgeglichene Antje freut sich. Aber wie es immer so ist, wenn sich jemand zu früh freut, biegen wir links in einen kleinen steinigen Feldweg ab und ich höre die aufbrausende Antje schon wieder hinter der nächsten Kurve vor mir fluchen. Es geht steil nach oben. Wirklich steil. Mein Fahrradcomputer zeigt 21 % an. Das vermischt mit losen Steinchen ist echt hart. Aber das ist noch nicht alles. Als wir an die nächste Serpentine kommen, geht es auf großen Betonplatten knapp 27 % nach oben. Hier müssen wir beide absteigen und schieben. Die angsteinflößende Antje schickt wieder ihre ganze aufgestaute Energie gen Himmel. “Wer, zum Donnerwetter, hat denn das hier wieder gescoutet?“ Wollen die uns auf den letzten 30 Kilometern kaputt machen? Ich mag nicht mehr, ich will nicht mehr!” ruft sie. Oben angekommen geht es dann holprig auf einem zugewachsenen, mit groben Steinen durchsäten Feldweg entlang, um dann genauso holprig und steil über einen kleinen Wanderweg nach unten zu fahren. Hier denke ich mir wieder, dass man sicherlich rückblickend mit einem Mountainbike besser gefahren wäre.

Aber irgendwann ist dann auch gut und wir können in einem Dorf Wasser nachfassen. Die letzten 25 Kilometer warten auf uns. Es geht nochmals nach oben und wir können auf einer wunderschönen, geschotterten Traverse bis nach Triest ins Tal und auf das Meer schauen. Irgendwann kommen wir wieder kurz vor der italienischen Grenze heraus. Diesen Abschnitt kennen wir schon, denn wir sind genau hier vor drei Tagen vom ersten Berg heruntergekommen und Richtung Kroatien gefahren. Damals war aber alles voller Nebel und nicht so warm. 

Noch zwei Grenzübertritte warten auf uns. Kurz nach Italien, dann wieder über Wanderwege auf einen Berg und schon wieder hinunter über Geröll und lose Steine, die kaum zu fahren sind. Die angespannte Antje steigt lieber ab, um sicher zu gehen.

Ab da geht es die letzten zehn Kilometer wieder flach durch den Wald. An jeder Biegung erwarten wir die Zieleinfahrt nach Sežana, aber wir werden stets eines Besseren belehrt und der Weg schlängelt sich gut eine halbe Stunde lang dahin. 

Irgendwie erreichen wir doch das Hauptquartier und werden von den anderen gerade Angekommenen freudig erwartet – darunter auch Ákos, der liebenswerte Ungar, an den wir dank des Hornissenstichs den Anschluss verloren hatten. Wir melden uns im Orga-Büro, bekommen den fehlenden und den Zielstempel und dürfen uns ins Finisherbuch eintragen. Es gibt wieder ein paar Gespräche und das traditionelle Finisherbier (nachdem ich komischerweise immer besser Englisch sprechen kann). Bea, die Chefin des ganzen Events, ist sehr froh, dass es der abgeschwollenen Antje wieder besser geht. Von allen Vorfällen im Rennen war ihr Krankenhausbesuch der schlimmste Zwischenfall.

Unten auf der Straße vor dem Radladen kommen noch weitere Fahrer an und wir zollen diesen den gleichen Respekt wie die Anderen uns zuvor. Wir machen noch ein paar Fotos und dann geht es ab in die Waschanlage. Unsere Räder brauchen wirklich dringend einen Kärcher, um den ganzen Schlamm zu entfernen. Ich Dulli bin natürlich so clever und habe kein Kleingeld, um den Chipautomaten zu füttern. Für meinen Zwanzig-Euro-Schein bekomme ich dafür aber 25 Chips. Ja, super. Kann ich jetzt also gute zwanzig Mal mein Fahrrad hier in Slowenien waschen.

Als wir fertig sind, hat die aufgeweckte Antje die Idee, ihr Fahrrad nochmal im Radladen reparieren zu lassen. Der Reifen muss neu aufgezogen werden, damit er richtig rund in der Felgenflanke sitzt und auch ihr Schaltzug muss gewechselt werden. Dabei ist sie so clever, die Chips einfach an einen Angestellten des Ladens zu verkaufen, der dort sowieso immer sein Auto wäscht und das Problem mit dem Wechselgeld kennt. 

Hach, sie ist eben eine Lebensretterin, die ausgefuchste Antje.

Zum Abschluss gibt es jetzt noch Pizza, Bier und Cola auf dem Bett in der Unterkunft und zeitig gehen dann auch unsere Augen zu. Die letzten Tage waren hart, aber auch schön. 

Morgen wollen wir noch meine letzten zwei Urlaubstage nutzen, um Richtung Kroatien ins Hinterland zu fahren und uns irgendwas zum Schlafen zu suchen. Vorzugsweise unter freiem Himmel. Danach gehen bzw. fahren wir getrennter Wege. Denn die ausspannende Antje macht noch eine Woche länger Urlaub hier im Warmen und ich fahre wieder mit dem Flixbus nach Hause. Denn bei mir ruft schon wieder die Arbeit…

Istraland 2022 Day 4 or „Argh, who scouted this“.

Heho and so, friends of fun pedaling.
I guess you can’t wake up better than this place. With one eye and ear half open, I’ve already seen/heard two cyclists pass our sleeping spot at dusk. Now, at 6:30, we have before our eyes a beautiful panorama. In the valley hang the billowing clouds and just above the cloud line, under a blue sky, we lie in our sleeping bags on a small viewing platform. The just rising sun shines into the valley and allows us to see a spectacular view from our sleeping place. But the night, as well as the present morning, were or are quite fresh. When we crawled into our sleeping bags late, we were still quite warm from the mountain climb. Yes, autumn is getting closer and closer here, too. I peel myself out of the sleeping bag with my long clothes and first take a few photos. Then I take care of what the body needs early so. Toilet walk, teeth brush, a sip of water and a first bar for breakfast. The equipped Antje has of course again looked ahead and prepared a complete breakfast for herself. How does she always do that? I am there usually something „dödelig“ and „spontaneous“ on the way.

Anyway, after tidying up, we head towards the finish line. There are just under 95 kilometers to go. The night we have driven more or less on the top of the plateau and now it goes downhill again. Continuing on the old train line, where we are allowed to play conductor, we almost reach the harbor town of Umag. The sea and a lagoon are once again within reach. Shortly thereafter we cross the border into Slovenia. Since the driving Antje has not granted me even briefly to stop at a bakery or minishop to eat something real, my stomach growls of course]. In five kilometers there is a small snack bar at the bypass. After a short argument we have to go one kilometer in the wrong direction, but a Käääppooootscheinooo and one or two sandwiches in the stomach are not such a bad idea when I look at the rest of the route. Because there is not so much more shopping to come. Arrived there falls the poor Antje her new bicycle glasses down. Of course, there is now a fat scratch by the pebbles and the sand on the ground in the lens. And they were just new. Shit happens. There is not much to choose from here. Sandwich and Käppo/coffee halt. But a really cool dip.
After the obligatory social media stuff, we continue. The next 16 kilometers are now moderately uphill again. From here, we can look far inland and also to the sea as far as Trieste with its surrounding mountain massif. The last grapes, which we „borrow“ at the wayside, sweeten the view again. The sun is now shining strongly again and warms us as if it were summer. Only the colors of the vineyards and also of the trees show us that it will soon be over here too.

Strengthened by the sugar of the grapes we go down again in a wild ride on asphalted road. The well-balanced Antje is happy. But as it always is, if someone rejoices too early, we turn left into a small stony dirt road and I hear the effervescent Antje already swearing again behind the next bend in front of me. It goes steeply upward. Really steep. My bike computer shows 21%. That mixed with loose stones is really hard. But that’s not all. When we come to the next serpentine, it goes up on large concrete slabs just under 27%. Here we both have to dismount and push. The scary Antje sends all her pent-up energy to the sky again. „Who, for the thunder, has scouted that here again?“ Do they want to break us in the last 30 kilometers? I don’t like it anymore, I don’t want it!“ she shouts. Arrived at the top it goes then bumpily on an overgrown, with coarse stones sown field way along, in order to drive then just as bumpily and steeply over a small footpath downward. Here I think to myself again that one would certainly have gone better with a mountain bike in retrospect.

But at some point it is also good and we can refill water in a village. The last 25 kilometers are waiting for us. It goes up again and we can look on a beautiful, gravel traverse to Trieste in the valley and on the sea. At some point we come out again just before the Italian border. We already know this section, because we came down from the first mountain exactly here three days ago and drove towards Croatia. But at that time everything was full of fog and not so warm.
Two more border crossings are waiting for us. Shortly into Italy, then again over footpaths on a mountain and already again down over scree and loose stones, which are hardly to be driven. The tense Antje prefers to descend to be on the safe side.
From there, the last ten kilometers are flat again through the forest. At every bend we expect the finish line to Sežana, but we are always proven wrong and the path winds along for a good half hour.

Somehow we reach the headquarters and are happily awaited by the others who have just arrived – among them Ákos, the lovable Hungarian, whom we had lost touch with thanks to the hornet sting. We report to the Orga office, get the missing and the finish stamp and are allowed to sign in the finisher book. There are again some talks and the traditional finisher beer (after I strangely can speak better and better English). Bea, the boss of the whole event, is very happy that the swollen Antje is feeling better again. Of all the incidents in the race, her hospital visit was the worst.

Down on the street in front of the bike store more riders arrive and we pay them the same respect as the others did to us before. We take a few more photos and then it’s off to the car wash. Our wheels need really urgently a Kärcher, in order to remove the whole mud. I Dulli am of course so clever and have no change to feed the chip machine. But for my twenty-euro bill I get 25 chips. Yes, super. So now I can wash my bike a good twenty times here in Slovenia.

When we are done, the bright Antje has the idea to have her bike repaired again in the bike store. The tire needs to be re-fitted so that it sits properly round in the rim flank and also her shift cable needs to be changed. She’s smart enough to sell the chips to one of the store’s employees, who always washes his car there anyway and knows the problem with the change.
Hach, she is a lifesaver, the clever Antje.

Finally, we have pizza, beer and coke on the bed in the accommodation and our eyes close early. The last days were hard, but also beautiful.
Tomorrow we want to use my last two days of vacation to drive towards Croatia in the hinterland and look for something to sleep. Preferably under the open sky. After that we go or drive separate ways. Because the relaxing Antje makes one week longer vacation here in the warm and I go back home with the Flixbus. Because with me already again the work calls…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert