Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens. Donnerstag noch mit Andrea, Tina und Anja beim Asiaten einen drauf gemacht, um dann noch in Dresden auf dem Balkon Theater zu machen und zack, Freitag früh um 3 Uhr ab Hauptbahnhof in den Flixbus Richtung Wien. Die beiden polnischen Busfahrer, haben erstmal ein paar Schwierigkeiten, mein Fahrrad richtig zu befestigen. Mit ein paar kräftigen Schlägen, werden die Flaschenhalter zur Seite gedrückt und es passt alles. Die Packtaschen kommen in das Gepäckfach. Los geht’s und ich schlafe gleich wieder ein. 9 Uhr kommen wir pünktlich in Wien an. Dem Fahrrad geht’s gut, nur ich hab nenn kleinen Brummschädel. Das war wohl gestern Abend etwas zu viel Wein. Tolle Vorbereitung wieder! 🤪

Erstmal irgendwo etwas zu trinken/essen finden und dann in einen Park legen. Nochmal etwas in der warmen Sonne den Schlaf nachholen. Es ist nicht unbedingt sommerlich. Irgendwann 13 Uhr fahr ich erstmal in meine Unterkunft und organisiere mit den Schlüssel und lege ein paar Sachen ab. Danach geht’s zum Bikecheck in die Stadt. Der ist dieses Jahr etwas größer. Hinten an der Gabel hab ich vergessen, die Reflektorfolie dran zu kleben, damit das Rad in der Nacht für alle gut zu sehen ist. Die Veranstalter „borgen“ mir aber glücklicherweise ein wenig. Ich bin wohl nicht der Erste. Dann bekomme ich noch meine Mütze und den Tracker. Ein paar Gespräche, mit einigen Bekannten später geht’s für mich auf, um nochmal zu essen. Traditionell eine Pho Bo Suppe. Dabei telefoniere ich noch ein paar Freunde ab, die mir für morgen Glück wünschen und ich gehe relativ früh ins Bett. Powerbank noch an die Steckdose und dann Augen zu. 

Samstag um 12 Uhr ist mein Starttermin. Vorher wieder ein paar Gespräche mit einigen anderen Fahrern und immer wieder Applaus, als die ersten im Viertelstundentakt losfahren. Endlich geht’s für mich/uns los. Das Wetter ist gut. Nicht zu warm und nicht zu kalt und auch trocken. Als erstes geht es in einer Schleife raus aus Wien, immer am Donaukanal entlang. Dort die ersten kleinen Gespräche. Ein Österreicher der nur aus Spaß mitfährt, kommt mir dabei sehr bekannt vor. Woher, weiß ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. In Richtung Wiener Neustadt kommen dann auch schon die ersten Wellen und erste Flüche von Mitfahrern sind zu hören, die mit ihren vollgepackten Fahrrädern nur schwer die Berge hochkommen. Glücklicherweise habe ich diese Lehre schon letztes Jahr gezogen. „Das sieht ja noch ganz locker bei dir aus“ ruft mir einer zu und ja, es läuft ganz gut. Aber wir sind ja erst am Beginn. Dort an einem kleinen Anstieg treffe ich die Velolene, die ich über Instagram kenne und ihren Bruder, für die es der erste Event dieser Art ist. Dabei ist auch der bekannte „unbekannte“ Österreicher. Er fragt mich, ob ich der Martin bin, denn er hätte mich am Akzent erkannt. Hat mir noch nie einer gesagt, dass ich Akzent hätte…😂

Aber da klingelt es auch bei mir. Es ist der Simon, der im Ziel vom MittelgebirgeClassique auf meine Schwester und mich gewartet hat. Wir reden alle noch ein wenig und evtl. sehen wir uns dieses Jahr noch ein weiteres Mal. 😉

Irgendwann um kurz vor 18 Uhr kommt der erste Scharfrichter. Der Semmering! Der tut schon etwas weh, aber ist gut zum reinkommen. 10km bei ca. 5%.

Oben angekommen sitzen schon etliche Fahrer vor dem Supermarkt. Ich schlüpfe noch schnell rein und mache mir die Taschen für später voll. Ein polnischer Mitstreiter steht leider zehn Minuten später vor der verschlossenen Tür. Ein etwas angetrunkener Mann, der mit seinem Bollerwagen Nachschub gekauft hat, bietet ihm gütigerweise etwas an und als er hört das wir alle vor haben nach Nizza zu fahren, will er doch glatt eine Runde für alle schmeißen. Wir lehnen dankend ab, da wir noch einige Dinge vor haben.

Danach geht es für alle in die Abfahrt in die Steiermark. Letztes Jahr war ich hier etwas eher. Aber da gab es auch nicht den Startparcour durch Wien.

Langsam wird es dunkel und ich schraube die Lampen an mein Rad. In Leoben fängt es an zu regnen. An einer Tankstelle treffe ich zwei lustige Kerlchen. Beide sind Deutsche, aber wohnen in der Schweiz. Der eine will weiterfahren, der andere in eine Unterkunft. Ich setze mich erstmal dazu und schaue mir das Spektakel an. Die beiden sind wie Tom und Jerry, denke ich mir. Ich schaue auf das Wetterradar, esse meinen Apfel und wir brechen dann doch zusammen auf in die Nacht. Es ist kurz nach 23 Uhr. 

Als ich wieder an Yannik und Lene vorbeifahre, die es sich unter einem überdachten Shelter gemütlich gemacht haben, regnet es doch stark. Im nächsten Dörfchen halte ich an einer Raiffeisenbank und will die halbe Stunde Regen abwarten. Zwei Polizisten kommen um die Ecke und fragen, ob sie mich ins Warme lassen sollen. Kein Problem, ich sitze nur kurz hier und warte den Regen ab und lade mein Handy an der Powerbank! 

„Bis Nizza ist noch weit, oder?“ zwinkert er mich an.

Ich bin wohl nicht der Erste Kandidat, den sie hier sehen. 

Sie hätten sich jetzt schon etwas informiert, weil heute so viele Fahrradfahrer mit Gepäck hier durch gekommen sind. Ich erkläre ihnen den ganzen Spaß den wir machen und sie schütteln nur mit dem Kopf. Wir alle haben eine Nummer und einen Tracker um uns im Internet zu verfolgen. Sie versprechen mir dran zu bleiben. Als Dank für die Erklärung gibt es für mich einen heißen Kaffee und einen Schokoriegel. (Memo an mich. Daheim an das Polizeirevier mailen und mich dafür bedanken!

Dann geht es weiter durch kleine Dörfer, in denen überall noch Party ist. Viele Open-Airs. 

Der Kracher ist aber in Spielberg. Irgendwann 2 Uhr nachts komm ich am Festivalgelände vorbei. Kann ja im Frühjahr keiner wissen, dass gerade heute Formel 1 ist. Ich bin doch Radfahrer! Die Tour de France habe ich einkalkuliert, aber das hier? Tausende völlig betrunkene Menschen auf der Straße. Ich schlängele mich durch die Absperrung und erkläre der Security, dass wir hier ein Radrennen fahren. Auch um die Betrunkenen muss ich einen Elchtest bestehen, bis mich eine Gruppe Polizisten anhält. Sie haben mich von weiten im Schleudergang gesehen und wollen wissen, ob ich etwas getrunken habe und wir einen Alkoholtest machen müssen. Als sie meine Nummer mit der Mütze sehen, wollen sie aber dann doch genauer wissen, was wir hier so treiben. Die gleiche kopfschüttelnde, ungläubige Reaktion, wie bei den beiden Polizisten vorher. Sie wünschen mir noch viel Glück und es geht weiter. Beim anfahren bekomme ich gleich noch eine LaOla-Welle von ein paar Motorsportfans.

15 Kilometer später, weg vom Trubel, es ist jetzt ca 3.30 Uhr, lege ich mich unter ein kleines Dach mit Bank an der Straße. Matratze aufgeblasen, Biwi raus, Zähne geputzt und Augen zu. Knapp 30 Minuten später Geschrei neben mir. Ein Typ wird aus einem Auto geworfen und setzt sich knapp eineinhalb Meter neben mich auf die Mauer. Und was macht der? Natürlich! Er kotzt zweimal drauf los!

Nicht schon wieder wie im letzten Jahr, denke ich mir. Diese Österreicher in der Steiermark! 🙄

Das Auto wendet und kommt wieder zurück. Seine Freundin diskutiert lauthals mit dem Fahrer, der Kotzi nicht mehr mitnehmen möchte. 

Er beteuert im schönsten Slang „Mia gaht‘s scho wieda fei. I hab zwa moal gespiehn! Nahmt‘s mi wieda mit!“

Weiterhin Geschrei, bis ich hinter meiner Bank cholerisch platze. „Ich fahre hier ein Rennen und sie sollen mich gefälligst in Frieden schlafen lassen!!!“ schreie ich sie an. Ungläubiges schauen, dann lachen wir alle. Erst jetzt haben sie mich bemerkt. Sie entschuldigen sich und gehen endlich alle ihrer Wege, ich lege mich wieder hin und schlafe endlich fest ein!

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