Heho und so, Freunde des lustige Pedalierens. 

Der Wecker klingelt um 4 uhr in der Sparkasse. Ich schaue kurz auf. Antjes Kopf bewegt sich kein bisschen. Ok, dann noch 10 Minuten Schlummertaste. Viel zu kurz, aber ich raffe mich mit einem “Antje, wir müssen los” auf. Ein leises, zittriges “Ja Ja” ist im Schlafsack zu hören. Sie zieht sich noch ihre lange Regenhose an, da es draußen noch relativ frisch und neblig ist. Ich habe meine Regenjacke und die Beinlinge an. 10 km weiter zieh ich das alles wieder aus. Am Berg wird einem halt doch schnell wieder warm, wenn die Sonne über den Horizont lugt. Es geht erstmal bis kurz vor Marienberg. Ich hab die Nacht noch gecheckt ob es da eine Tanke gibt. 6 Uhr öffnet die. Kurze Diskussion ob wir die 2 km Umweg hin und zurück machen wollen. Ich bin dafür. Kääääppoootscheeiiinnooo und Bockwurst am Morgen, vertreiben Kummer und Sorgen. Die Frau in der Tanke versteht das mit dem Käääppooo nicht. Wir verständigen uns trotzdem irgendwie. Antje geht voll auf die Quarkbällchen ab. Die sind aber noch gefroren. Also erstmal draußen in der Sonne Frühstücken, was es schon gibt. Brötchen, Saft, Käääppoootscheeeinnooo und Bocki. Hier gibts sogar noch Bautzner Senf! Noch nicht viel los am Sonntag um diese Zeit. Aber endlich auch ne Toilette wo man sich etwas frisch machen kann. Also Zähneputzen, bissl Wasser unter die Achseln und dann wieder die Räder gesattelt. 

Zurück auf den Track und rein nach Mittelsachsen. Die großen Berge haben wir ja gestern schon hinter uns gelassen. Aber das hier zieht sich trotzdem extrem. Immer wieder durch hügeliges, waldiges und steiniges Gelände. Ich schätze unsere Ankunft auf 14 Uhr in Dresden. Die erste DIskussion kommt auf, ob wir das ganze Ding abbrechen, weil wir mit dem Zeitplan doch sehr hinten dran sind. DNF (Did not finish) kommt für mich eigentlich nicht in Frage. Bis jetzt hab ich das noch nie machen müssen. Antje gibt schon mal sicherheitshalber bei ihrer Arbeitsstelle bescheid, ob sie evtl. einen Überstundentag einlegen kann. Ich warte erstmal ab, wie sich der Tag noch entwickelt. Es ist auf jeden Fall schon mal sehr warm. Ja, gut. Das war vorhergesagt und mein Wasserrucksack ist gold wert. Über Seyda, auf dem Kunstwanderweg, geht es in die letzte Hügel. Ich rufe meine Schwester an, ob wir uns dann in der Neustadt, auf ne Cola und Nudeln treffen wollen. Sie sieht mich ja über ihr Handy. Irgendwann kommen wir kurz vor Schmiedeberg aus dem Wald. Wir sind aber stark unterzuckert und halten beim Bäcker. Alkoholfreies Hefeweizen, Brot, Kuchen, Apfelschorle. Jetzt muss einfach nochmal ne halbe Stunde Pause sein. Wir sind beide schon relativ durch. 15 Minuten bevor der Laden öffnet, stehen wir parat. Ich gehe kurz rein und frage nach ob wir schon was bekommen. Bloß gut, dass die beiden Verkäufer/-innen sehr kulant sind. Langsam aber sicher trudeln auch andere Rennradfahrer/-innen ein. Der Bäcker in Schmiedeberg ist für viele, die einen Ausflug ins Erzgebirge machen, ein guter Tipp. Letztes Wochenende saß ich hier noch allein vor dem Penny, als ich das Grevet gefahren bin. 

Dann gehts über Dippoldiswalde weiter und nach einer Stunde sehen wir tatsächlich Dresden. Antje befürchtet das schlimmste. Natürlich geht es über einen zugewachsenen Singletrail in die Stadt. Irgendwann höre ich es hinter mir wieder schreien. Sie ist wieder irgendwo hängen geblieben und schimpft wie ein Rohrspatz über die Streckenführung. “Niemals ist Mirko hier lang gefahren!” Ich denke doch. Er sitzt bestimmt daheim im dunklen Wohnzimmer auf seinem weichen Sessel und streichelt lächelnd, wie ein James-Bond-Bösewicht, seine weiße Langhaarkatze, die immer wieder schnurrt. Dabei lacht er mit seiner bösen Weltherrscherlache. Muhahahahaaaa. “Mirko, wir lieben dich, aber wir hassen dich auch irgendwie”, kommt mir leise über die Lippen. Ist wohl die Hitze, das ich jetzt schon Selbstgespräche mache. Antje schließt, völlig zerkratzt, unten in den Schrebergärten zu mir auf. Endlich rein nach DD. Wir fahren gegen eine heiße Wand. Wenn es bis hierher schon warm war, ist das jetzt die Hölle. Rüber über die Waldschlößchenbrücke und rein in die Neustadt. “Fahren wir das Ding jetzt noch weiter?” kommt die Frage. “Wenn du fährst, fahr ich auch noch.” 100 km gehen heute schon noch. WIr haben es “erst” 16 Uhr. Wir verabreden einen Deal. Ich fahre in den Alaunpark, chille und esse dort etwas und Antje fährt kurz heim, duschen und ihr Kaninchen füttern. Was man halt anscheinend zu einem Ultrarennen so macht. In einer Stunde treffen wir uns wieder hier.

Für mich gibt es ne Portion Thai-Nudeln und zwei Cola und einen Mangosaft. Aber ja nicht scharf. Da explodiert mein Magen! Kurzer Plausch mit meiner Schwester und ihrem chilenischen Freund Victor (unter uns, er ist kein richtiger Mensch! Nein, dass hat nichts mit seiner Nationalität zu tun. 😉 ). Ich sehe wohl noch ganz gesund aus, auch wenn ich mich etwas kaputt fühle. Dann noch eine halbe Stunde ein Nickerchen unter einem Baum. Die dunklen Regenwolken, die wir in der Ferne gesehen haben, ziehen wohl knapp an uns vorbei. Anscheinend mit der Pause alles richtig gemacht! Ich fülle noch alles auf und warte dann noch geduldig 5 Minuten auf Antje. In unserer internen Whatsapp-Gruppe kracht es gerade heftig. EIn DNF nach dem anderen. Viele haben die Strecke wohl stark unterschätzt und geben jetzt in Dresden auf. Keine Ahnung wer jetzt noch alles auf der Strecke ist. Der erste Teil, aus der Heide heraus, geht bergauf. Danach tun sich Stück für Stück, die ersten Waldautobahnen auf. Endlich gibt es auch nach 300 Kilometern Schotter und Staub, dass erste Softeis. Das macht jetzt endlich wieder richtig richtig Spaß. Die nassen Wege trocknen auch langsam ab. Irgendwo bei Gräfenhain, müssen wir über einen Acker und durch einen größeren LPG-Betrieb um wieder auf die Straße zu kommen. Aus einem Grundstück bricht ohne Ankündigung, ein mannsgroßer Hund, mit blutunterlaufenen Augen und schaum vorm Mund, aus einem Grundstück. Ich werfe mich todesmutig vor Antje und kämpfe minutenlang mit dem Hund. Er beißt mich in den linken Knöchel. Ich beiße ihn, wie Mike Tyson, ins Ohr und er rennt wimmernd von dannen. 

Soviel zu der Version wie ich sie noch im Kopf habe. Antjes Version, nach dem sie mich aus meiner Ohnmacht geweckt hat, geht eher so. Ich fahre vorne weg. Aus einem, nicht eingezäunten, Grundstück kommt bellend ein Hund und rennt kurz neben mir her und beißt mich in den linken Knöchel. Er lässt sofort von mir ab, als ich wie ein 13-Jähriges Mädchen aufschreie, dass schon 2 Aperol Spritz in der Birne hat. Der Hund rennt zu Antje und bellt sie an. Sie hat natürlicherweise Angst. Endlich kommen die Besitzer aus dem Grundstück. “Habt ihr das Schild Privatweg und bissiger Hund nicht gesehen?” “NEIN, HABEN WIR NICHT!!!!” Jetzt bin ich also am Ende Schuld, dass der Hund zugebissen hat. Bloß gut, dass ihm kein Zahn rausgebrochen ist. DER ARME!!!! Ist ja nicht so, dass die LPG anscheinend ein öffentlicher Betrieb mit Verkauf von Hofartikeln ist und der Hund ja auch einfach so auf die Straße laufen kann, was er anscheinend auch manchmal tut, wie mir eine gute Freundin aus Gräfenhain erzählt. 

Mit leichtem Schmerz geht es jetzt in die Königsbrücker Heide. Das fährt sich schon wieder raus. Wieder weiter auf den breiten Waldautobahnen. 25er Schnitt hier. Das rollt echt gut. Hier ist niemand. Außer bei einer Pause ein paar Alpakas. Der Pausenort ist aber nicht so optimal gewählt. Denn kurz neben einem See, sind hier Millionen Mücken. Und die wollen Blut sehen. Kurz was essen und was trinken und dann weiter. Ziel ist in meinem Kopf gerade irgendwie Lauchhammer. Da gäbe es morgens wieder eine Tanke und auch einen Bäcker. Wir lassen Wildtor um Wildtor, Schleuse um Schleuse, zum Schutz gegen die Schweinepest hinter uns. Irgendwann kurz vor Lauchhammer, sehe ich 500 Meter vom Track weg, einen beleuchteten Spielplatz an einem Sportplatz. Vor dem Vereinshaus steht ein großes Bierzelt und darunter viele Biergarnituren. Apropos, habe ich schon erzählt das wir uns mit Antje gut zwei Stunden über Biere unterhalten haben. Tja, da ist nicht nur ihr Name Sektschleuse auf Instagram Program. Unter dem Zelt auf den Bierbänken schlagen wir unser Nachtlager auf. Keine Chance für Nacktschnecken und die Wärme hält das Dach auch. Es ist schon wieder ca. 0 Uhr und die Augen fallen zu. Morgen fahren wir die Sache zu. Noch ca. 140 Kilometer flach…

Ein Gedanke zu “<strong>#Ultra500 Teil 3 oder Der Hund von Basker…,äh Gräfenhain</strong>”

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