Kurze Auszeit – kurze Analyse

Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.

Einige aufmerksame Leserinnen und Leser haben ja schon bemerkt, dass ich mich immer noch in der französischsprachigen Schweiz, im Skiort Crans Montana befinde. Man kann das als kleine Auszeit bezeichnen, wenn man möchte. Der Mensch braucht manchmal Veränderung, um einen klaren Kopf zu bekommen. Neue Impulse und äußere Einflüsse sind sehr wichtig, um sich selbst neu zu hinterfragen, sowie Dinge im eigenen Leben neu zu bewerten. Ich betreibe jetzt seit ca. 15 Jahren mit einem Kollegen zusammen eine kleine Firma. Das ist gut für meine sportliche Freizeit und ich kann mir viele Dinge, mehr oder weniger, spontan erlauben. Aber schon seit längerer Zeit reifte in meinem Kopf ein Gedanke heran, etwas auszubrechen. Einfach eine neue Herausforderung zu suchen. Der letzte Winter war dazu auch sehr hart für mich. Meine sozialen Kontakte habe ich eingeschränkt und mich zurückgezogen. Dadurch war mein Alltag auf Arbeiten, Rolle fahren, essen und schlafen begrenzt. Solch einen Winter wollte ich nicht noch einmal erleben. Vor allem die soziale Isolation, die ich mir auch zum Teil selbst auferlegt hatte, war hart. Deshalb hatte ich die Idee, etwas gänzlich Neues zu versuchen. Der Tropfen, der das Fass im letzten Jahr zum Überlaufen brachte, war mein erstes längeres Ultracyclingrennen im Sommer. Den Mut zu haben um über den Tellerrand zu schauen und die grenzenlose Freiheit solch eines Rennens zu spüren. Morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, wo man am Abend  ankommt oder schläft, war toll für mich. Vorher war ich auch viel mit dem Rad unterwegs, aber das waren Overnighter, Wochenendausflüge, Urlaubsreisen oder solche Ein-Tages-Rennevents wie die Orbit360-Serie und der Stoneman Miriquidi im Erzgebirge. Nicht zu vergleichen damit und auch besser planbar.

Diese Gründe und meine beste Freundin Andrea haben mich dann dazu bewogen, einfach mal über Frosch-Reisen eine Stelle an der Bar in einem Hotel anzunehmen. Also etwas gänzlich anderes zu meinem normalen Beruf.

Als Fazit vorneweg, ich habe wohl alles richtig gemacht.
Zumindest „Stand jetzt“!

Das Team und die Umgebung sind Top. Alle sind gut gelaunt und ziehen hier an einem Strang. Das Wetter ist, bis auf heute, wo es schneit, der absolute Hammer. Von den 45 Tagen, die ich bisher hier bin, hatten wir schätzungsweise 37 Tage blauen Himmel und Sonne satt. Das Skigebiet ist nicht das größte, was mir aber eher zugutekommt, da es in der Woche sehr ruhig auf den Pisten ist. Nebenbei kann man Langlaufen, Joggen, im Ruheraum in der höchsten Etage mit dem atemberaubenden Panorama, Faszien-, Kraft- und Stabiübungen machen. Meine Rolle mit dem Rennrad und das Gravelbike habe ich auch noch mit und kann damit etwas trainieren, um nicht völlig die Ausdauer zu verlieren. Aus diesem Fakt ist auch eine Idee zum 15.2. entstanden. Aber dazu dann natürlich zu gegebener Zeit mehr.

Zu all den Gedanken über Auszeiten oder Neuanfängen, hatte ich vor kurzem eine Diskussion mit einer Freundin, die auch überlegt, eine neue Karriere einzuschlagen, sich aber etwas davor scheut, da es ja immer ein kleiner Weg ins Ungewisse ist. Sie will sich da noch ein Jahr Zeit geben. Meine Antwort darauf war, dass viele so reden und es nach dem einen Jahr noch ein Jahr wird und dann noch ein Jahr und so weiter. Irgendwann ist man dann Mitte 50 und kommt dann wirklich nicht mehr aus dem Quark. Für Veränderung bedarf es Mut. Es ist wie der sprichwörtliche „Sprung ins kalte Wasser“. Ich bin da aber doch eher in einer guten Ausgangsposition. Meine familiäre Situation stellt sich so dar, dass ich daheim gegenüber Niemanden Verantwortung habe. Ich kann also frei entscheiden, was ich mit meinem Leben anfange. Aber ich finde, dass jeder sich die Zeit nehmen sollte, sich selbst zu hinterfragen, ob man nicht doch durch kleine Veränderungen sein Leben verbessern kann. Es muss nicht der neue Arbeitsplatz oder ein Ortswechsel sein. Ein Anfang ist mit kleinen Dingen im Alltag gemacht. Gerade in der jetzigen Zeit mit Corona habe ich den Eindruck, dass viele Menschen ihr eigenes Leben nicht mehr mögen, aber die Schuld eher bei anderen suchen, anstatt erstmal bei sich selbst. Viele sind so im Alltag festgebacken, dass sie drohen, darin für immer zu versinken. Das ist schade, denn das Leben hält so viele Überraschungen für einen bereit.

Jeder ist „seines eigenen Glückes Schmied“, sagt man doch oder…

Second by second you lose the opportunity to become the person you want to be. Take charge of your life.” – Greg Plitt

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