Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.

Der Frühling kommt in großen Schritten, die Vögel zwitschern draußen, die Sonne hat endlich wieder Kraft, die Tage werden länger und Autofahrer und Fahrradfahrer gehen sich wieder auf die Nerven.

Ich selber bin ja einer, der das ganze Jahr fährt und der sich immer sagt, dass es keine schlechte Kleidung gibt. Lampen und Reflektoren gibt es genug, damit man mich auch gut sieht. Manchmal komme ich mir aber unsichtbar vor. Vor allem wenn ich auf Landstraßen unterwegs bin. Wenn ich nur die letzte Woche resümiere, kommen mir mindestens drei Situationen in den Kopf, die für mich relativ gefährlich waren und bei denen ich nach längerem Nachdenken nicht sehe, dass ich einen Fehler gemacht habe. Einmal am Berg, als ich mit kaum Abstand und Gegenverkehr überholt wurde. Das andere Mal in einer Außenkurve, auch mit Gegenverkehr und gleichzeitigem Abdrängen von der Fahrbahn. Nur ein Bunnyhopp konnte mich da glimpflich davonkommen lassen. Das dritte Mal, als ein Auto aus einer Ausfahrt herauskam und ich ihm fast mit knapp 45 km/h bergab auf das Heck geknallt wäre.

Es geht ja auch gar nicht darum, dass Leuten ihre Fehler vorgehalten werden sollen. Die machen wir Radfahrer auch zur Genüge. Außerdem bin ich ja auch zusätzlich noch Autofahrer. Weiß also, wie es sein kann. Aber ich bemerke eine zunehmende Aggressivität uns Radfahrern gegenüber. Keine Ahnung wo das herkommt. Vielleicht liegt es auch an dem immer größer werdenden Egoismus.

Aber vielleicht sollte man mal bedenken, dass ein Rad im Vergleich zu einem Auto kein Panzer ist und auch keine Knautschzone oder Airbags hat. Wenn der Radfahrer verunfallt, trifft die kinetische Energie beim Aufprall immer als erstes und einziges den Körper. Das ist schmerzhafter und auch sehr viel gefährlicher als in einem Auto, bei dem eventuell nur ein Blechschaden oder ein Kratzer bleibt.

Ist es denn die Gesundheit eines Menschen wert, sich in einer engen Tempo-30-Zone, in der ich schon selber 29 km/h fahre, noch unbedingt vorbeizudrängeln? Oder muss man unbedingt auf der Landstraße ohne genügend Abstand (seit 2020 im übrigen außerorts 2 Meter und innerorts 1,50 Meter) mit Gegenverkehr überholen? Oder noch schlimmer, kaum Abstand halten, obwohl auf einer geraden Straße überhaupt kein Gegenverkehr kommt?

Ja, ein langsamer Verkehrsteilnehmer wie ein Radfahrer kann echt nervig sein. Vor allem, wenn er die Radwegepflicht, die es nunmal in Deutschland gibt, missachtet. Jeder hat Termine und muss schnell irgendwohin. Aber einen Traktor oder ein anderes Auto überholt man doch auch mit gebührendem Respekt. Warum ein Rad nicht auch?

Aber kurz mal ein Beispiel, warum ich manchmal die blauen Schilder 237, 240 oder 241 missachte. Ja, man hat laut Gesetz, bei diesen Zeichen, eine Radwegenutzungspflicht in Deutschland. Es gibt aber auch Ausnahmen. Wenn man sich nämlich mal die Radwege in unserer Region hier in der Lausitz innerorts richtig ansieht, wird man erkennen, dass viele völlig kaputt sind. Vor allem diese, welche vor Jahren mit roten Steinen (welche noch keinen Radweg auszeichnen müssen) gepflastert wurden. Wenn ich da mit meinem Rennrad mit dünnen Reifen und ca. 30 km/h auf der Flachen ankomme, hebt es mich in den Dellen und Beulen fast aus dem Sattel. Dazu kommt, dass man als Radfahrer auch oft auf dem Radweg übersehen wird. Motorradfahrer teilen ein ähnliches Schicksal. Aber ich versuche, so gut es geht, die Radwege zu nutzen, wo es geht.
Ein Erregungspunkt ist auch das Nebeneinanderfahren. Ja, zwei Radfahrer dürfen nebeneinander fahren. Das ist erlaubt, solange sie den Verkehr nicht über Gebühr behindern. Es gibt Gerichtsurteile, die von 3-4 Autos dahinter sprechen. Ich verstehe da auch überhaupt nicht die Diskussion. Ein Traktor oder Bagger ist meist viel breiter und auch langsamer und da fährt keiner hupend und pöbelnd vorbei.

Vielleicht kommt es aber auch daher, dass sich viele Autofahrer gar nicht in die Lage eines Radfahrenden hineinversetzen können oder in einigen Fällen auch gar nicht wollen. Wie es ist, mit 30 km/h von einem Auto geschnitten zu werden oder wenn neben einem nochmals extra die Drehzahl hochgedrückt werden muss. Das erschreckt und verunsichert zusätzlich.

Dann gibt es natürlich aber auch den Unterschied zwischen Straßen- und Stadtverkehr. Mir fällt oft auf, dass die Fehler oder das „Verbiegen“ der Straßenverkehrsordnung durch Radfahrer in der Stadt öfter begangen werden, als auf dem Land. Liegt vielleicht an der erhöhten Zahl an Radfahrern, oder aber auch an der Mehrzahl an Möglichkeiten zum Beispiel doch mal über eine rote Ampel zu huschen. Aber auch einige Autofahrer benehmen sich in der Stadt rüpelhaft. Schneiden, fehlender Schulterblick und dadurch abdrängen von Fahrrädern beim rechtsabbiegen, Vorfahrt nehmen durch blockierte Radwege in Ausfahrten und auch blockieren der Radwege beim Parken in zweiter Reihe, weil man mal kurz zum Bäcker reinspringen muss.

Da sind wir wieder beim immer größer werdenden Egoismus, der auch allgemein in der Gesellschaft größer zu werden scheint. Zumindest ist das meine Wahrnehmung. Niemand möchte sich mehr wirklich zurücknehmen oder Fehler eingestehen. Jeder schaut nur noch auf sich und ich habe auch den Eindruck, dass viele denken, dass sie als allererstes allein auf der Welt existieren und sich alle Dinge um sie drehen. Wenn man einen anderen Verkehrsteilnehmer, ob Rad oder Auto, nett auf sein Fehlverhalten hinweist, kommt meist Unverständnis, Uneinsichtigkeit oder sogar laute Gegenkritik bis zu Beleidigungen. Auf Instagram habe ich auch nach anderen Erfahrungen in meiner sozialen Bubble gefragt. Oft hieß es, dass oft bei Autofahrern zurückkommt, „Das sie das schon sehr gut einschätzen könnten”, obwohl sie vor Sekunden erst knapp 50 cm an einem vorbeigerauscht sind. Niemand gibt gern Fehler zu, auch der Radfahrer, der wie oben beschrieben bei Rot über die Ampel gefahren ist, oder ohne Handzeichen die Fahrbahn wechselt, hört diese nicht gern. Trotzdem sollte sich doch jeder mal in einer ruhigen Minute ganz objektiv damit befassen, ob das alles so richtig war und wie es wäre, wenn man auf der anderen Seite sitzen würde.

Nach und nach werde ich demnächst auch ein paar andere Erfahrungswerte von Verkehrsteilnehmern, ob nun Auto oder Rad, teilen. Ich habe ein paar interessante Geschichten bekommen, die sich aber auch auf die ein oder andere Weise ähneln.

Dieser Text soll sich aber nicht nur um die schlechten Schafe drehen, denn es gibt auch die guten Beispiele. Autofahrer, die wieder zurücksetzen, wenn sie aus einer Ausfahrt auf den Radweg fahren und diesen versperren. LKWs und Autos, die länger hinter einem herfahren, bis sie genug Platz und keinen Gegenverkehr haben, um mit ausreichend Abstand zu überholen. Radfahrer, die ordentlich die Radwege nutzen, Handzeichen geben und alle diese Verkehrsteilnehmer, die sich bei Fehlern mit Handzeichen etc. entschuldigen.

Ich persönlich halte es immer so, dass ich versuche defensiv zu fahren. Also in Kreuzungsbereichen eher langsam und immer bremsbereit. Wie gesagt, Fehler macht jeder. Auch ich selbst. Das ist aber kein Grund, andere willentlich zu gefährden.

Vergesst bitte alle nicht, was in Paragraph 1 unserer Straßenverkehrsordnung steht.
§ 1 Grundregeln. (1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. (2) Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder, mehr als nach den Umständen, unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

Darüber sollten dann aber auch alle nachdenken. Radfahrer, Autofahrer und ja, auch Fußgänger. Aber das ist ein anderes Thema…

Ein Gedanke zu „Autofahrer vs. Fahrradfahrer oder Fahrradfahrer vs. Autofahrer“
  1. Ja moin, heute mal ein Beitrag von mir. Bin mit deiner Meinung ganz bei dir. Egoismus und Unverständniss gegenüber treffen bei dem Thema zu einer gefährlichen Kombi zusammen. Gute Situation diese Woche erst gehabt. Fahrradfahrerin um die 50, guter Radweg und Sie auf der Straße mit nem Laster im Nacken der nicht überholen konnte. Da war auf 2km mal komplett der Verkehrt blockiert. Dan das andere Extrem was du angesprochen hast, Autofahrer die den Abstand nicht einhalten. ich wurde dafür sogar bedroht. Ein Fahrradfahrer außerorts vor mir, ich keine Möglichkeit zu überholen ohne das ich den Sicherheitsabstand einhalten kann. Demzufolge musste ich auch einen guten km mit 30 hinterherfahren. Das erboste den Hinter mir fahrenden der mir fast im Kofferraum hing und mich an der Ampel in der nächsten Ortschaft zur Rede stellte was das eben sollte. Auf Erklärung der Rechtslage bekam ich ein trockenes: Idiot. Ich denke das Thema lässt sich zu beiden Seiten ins Unendliche ausweiten und man wird nie einen Kompromiss finden. Eine Möglichkeit wären höhere und häufiger eingesetzte Strafen von Seiten der Behörden betreff Radwegpflicht und Abstand halten. Aber da fehlts an Kontrollen und Beamten. Außerdem bin ich kein Fan von Reglementierungen. Soviel im Altag was irgentwie geregelt und verboten sein muss und dann noch mehr? Naja, muss man nicht unbedingt haben. Wie du sagst: etwas mehr Rücksicht, öfters den Verstand einschalten und sich fragen: was wäre wenn ich jetzt der andere wäre und vll ändert sich da etwas…ein wenig.

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