Heho und so, Freunde des lustigen Pedalierens.
Start ist irgendwann früh in der Unterkunft um 8 Uhr. Zwei andere Fahrer müssen die Nacht auch noch angekommen sein und haben hier übernachtet. Das muss aber wirklich spät gewesen sein.
Es geht gleich Richtung Naturschutzgebiet Kamenjak. Hier sind auch wieder überall wunderschöne kleine Spots am Strand. Kleine Bars, die mittlerweile zur Nachsaison stillgelegt sind. Auf den Europaletten hätte man perfekt die Nacht verbringen können. Fahrradromantik inklusive natürlich. Einzig die Brandung hätte eventuell genervt. Aber das weiß man vorher ja nicht.
Auf jeden Fall geht es jetzt auf einem Mountainbike-Weg weiter am Strand entlang. Ich höre es hinter mir immer wieder fluchen. Auf den vielen steinigen, schieferartigen und wurzeligen Singletrails hat die aufgeregte Antje so ihre Probleme. Verständlich ist das schon. Es ist ungemein schwierig zu fahren. Es ist alles flach, aber wir kommen kaum voran. Oft genug müssen wir die Räder schieben. Aber irgendwann kommen wir am zweiten Checkpoint an. An einer Bunkeranlage sollte eigentlich der zweite Stempel für unsere Stempelkarten hängen, aber den hat wohl irgendjemand als Andenken mitgehen lassen. Für mich ist das kein Problem, denn ich sehe ein paar Holzpferde mit bzw. auf denen ich reitend ein Bild mache. Vielmehr ist dann hier leider auch nicht los. Die große Party mit Live-Band usw. haben wir gestern leider verpasst. Deshalb geht es gleich schnell weiter auf immer kleinen, engen Wegen am Meer entlang. Als wir auf einem Plateau herauskommen, können wir noch etwas über Dinosaurier lernen und anschließend endlich wieder auf asphaltierter Straße fahren. Zwei Stunden für 11,6 Kilometer haben wir gebraucht. Mir raucht der Kopf, wenn ich an unsere Durchschnittsgeschwindigkeit heute denke.
Kurz vor Banjole machen wir dann endlich Frühstückspause am Meer. Die aufgeregte Antje will hier nochmal ihre Chance nutzen und ins Meer steigen. Ich esse mein eingepacktes, belegtes Baguette, welches ich schon seit zwei Tagen mit mir rumschleppe. Schön ist es hier. Total still und die Sonne scheint warm auf mich herunter. Als die aktive Antje wieder aus dem Meer herausgekrabbelt kommt, weil der Boden doch sehr steinig und nicht gut zu laufen ist, erinnert mich das an die ersten Amphibien, die vor einigen Milliarden Jahren mühevoll ans Land gekrochen sind. Ja, da kann mir kein religiöser Kreationist erzählen, dass alles erst 5000 Jahre existiert. Die Ähnlichkeit mit unseren schwimmenden und laufenden Vorfahren ist bei der amphibischen Antje nicht zu übersehen. Leider sind aus unerklärlichen Gründen alle medialen Aufnahmen dieses Ereignisses verschwunden.
Unser Weg führt uns nun weiter Richtung Pula. Die älteste Stadt in Istrien war schon vor ca. 2000 Jahren eine große antike römische Stadt. Ich muss die angestachelte Antje hier etwas bremsen. Mit Kopf runter und Vollgas fährt sie an den schönsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Dabei liebe ich doch Geschichte so. Aber sie ist eben im Tunnel. Glücklicherweise können wir jetzt noch ein kurzes gemeinsames Foto am Amphitheater machen. Großartig, was die früher schon bauen konnten. Und bei uns in der Neuzeit kriegt man es auf Jahre nicht hin einen Flughafen fertigzubauen oder im Nachbarort bei mir die Weißenberger Brücke.
Hinter Pula fahren wir wieder über schnelle Gravelautobahnen an endlosen Steinmauern vorbei, die die Straßen und Wege von den Feldern abgrenzen. In Vodnjan meldet sich nochmal mein Bauch und ich brauche etwas zu essen und zu trinken. Bis wir die nächste Stadt erreichen werden, dauert es dann etwas. Also Vorräte auffüllen. Auf einem schönen Platz mitten in der kleinen verschlafenen Stadt, der nach mehr Menschen klingt als überhaupt da sind, gibt es Eis, Limo und etwas Obst.
Danach fahren wir wieder auf endlosen Feldern durch Istrien. Hier müssen wir immer wieder Wildzäune überwinden. Tiere oder Menschen treffen wir aber nicht. Bis Kanfanar geht es 25 Kilometer leicht bergauf. Dort dann die Straße wieder steil bergab, bis die aufmerksame Antje laut aufschreit und wir umdrehen müssen. Gestern kam an alle Teilnehmer eine SMS vom Organisationsteam, dass dort unten wieder ein unfahrbarer Schlammteil wäre und man doch bitte diesen Trail auf der Straße oberhalb umfahren soll. Also wieder zwei Kilometer auf der Straße bergauf und in den Ort hinein.
Dort noch einen Käääpppoootscheinooo in einer kleinen Bar. Erst ein paar schnelle Kilometer auf der Straße und dann wieder in den Wald hinein. Mitten auf einer großen Lichtung treffen wir einen Mitfahrer, der gerade seinen Schlauch wechselt. Hilfe und reden will er anscheinend nicht. Das Beste wird sein, wenn wir hier unsere Räder schieben bzw. tragen, denn überall liegen Äste mit spitzen Dornen auf dem engen Trail herum. Ich habe keine Lust, wegen hunderter Durchstecher anzufangen, die Schläuche zu wechseln und am Ende noch stundenlang nach der Ursache zu suchen, weil sich so ein Störenfried im Mantel befindet. Ich will auch überhaupt nicht wissen, wie hier der erste Fahrer durchgekommen ist. Sogar jetzt ist hier alles zugewachsen und man braucht teilweise eine Machete.
Irgendwann kommen wir wieder auf Feld- und Schotterwege. Der andere Fahrer schließt wieder zu uns auf, aber auch mehrere Versuche, mit ihm irgendwie sozialen Kontakt aufzubauen, scheitern. Er redet einfach nicht mit uns. Ich fahre ein paar Meter vorneweg und als die aufgescheuchte Antje wieder zu mir aufschließt ist sie schon sehr verstört, denn es ist schon gringe (Hehe, ein jugendliches Wort eingebaut) wenn einer, den du nicht kennst, immer neben oder hinter dir fährt und kein Wort sagt. Wenn man allein ist, kann das sicherlich auch Angst machen. Ich für meinen Teil bin da ja immer positiv und denke, dass der Typ einfach auch allein ist. Aber so richtig abschütteln lässt er sich nicht. Er weiß wohl selber nicht so recht, wie er sich verhalten soll. Unangeneeeehhhhmmm…
Immer wieder geht es steil bergauf und bergab. Teils durch kleine Dörfer und an Seen vorbei. Irgendwann, als wir wieder auf der Straße sind, nach ca. eineinhalb Stunden, fängt er doch an zu reden und fragt mich, wie weit wir noch fahren wollen und ob wir schon eine Idee zum Schlafen haben. Der angespornten Antje ist das nicht ganz geheuer und als wir wieder auf der Straße sind, gibt sie Gas und wir schütteln ihn, mehr oder weniger egoistisch, ab.
Nach einem kurzen Stück, das wiederholt über ein völlig schlammiges Feld führt, geht es aufwärts zur und um die Stadt Motovun, die auf einem Hügel thront. Dort oben war die amouröse Antje schon mit zwei anderen Männern zum Abendessen und in der romantischen Abendstimmung des Sonnenuntergangs, der uns bergauf begleitet, bin ich jetzt wohl der Dritte. Auch das ist schon wieder irgendwie unangeneeehhhmmm…
Oben gibt es dann Trüffelsuppe, Trüffelnudeln und Trüffelstrudel. Die appetitgeladene Antje, dass kleine Trüffelschweinchen, hat mir ja schon den ganzen Tag, oder eigentlich seit Tagen, davon erzählt.Das Restaurant scheint eher nobel zu sein und wir sitzen verschwitzt mit unseren stinkenden Radklamotten mittendrin. Aber uns ist das sowieso meistens ziemlich egal, wenn wir auf solchen Events unterwegs sind. Wichtig ist, dass wir jetzt nochmals auftanken können und bereit für einen Nightride sind. Zwei bis drei Stunden wollen wir schon gern noch fahren.
Auf der alten Parenzana-Bahnstrecke, die zu einem Fahrradweg umgebaut wurde, geht es jetzt nochmal gute 25 Kilometer stetig bergauf. Über Brücken und durch Tunnel, mit beleuchteten Dörfern und Straßen im Tal, geht es durch die warme Nacht. Irgendwann in der Nacht finden wir oben auf dem Plateau eine Aussichtsplattform, auf der wir unter freiem Himmel unsere Schlafsäcke ausbreiten und endlich einschlafen.
Istraland 2022 Day 3 or Unpleasanteeeeehm
Heho and so, friends of fun pedaling.
Start is sometime early at the accommodation at 8 am. Two other riders must have arrived the night as well and spent the night here. But that must have been really late.
We head towards the nature reserve Kamenjak. Here are also again everywhere beautiful small spots on the beach. Small bars, which are now closed for the off-season. On the Europallets you could have spent the night perfectly. Bicycle romance included of course. Only the surf would have possibly annoyed. But you don’t know that beforehand.
In any case, it now goes on a mountain bike path along the beach. I hear it behind me swear again and again. On the many stony, slate-like and rooty single trails, the excited Antje has her problems. That is already understandable. It is incredibly difficult to ride. It is all flat, but we hardly make any progress. Often enough we have to push the bikes. But eventually we arrive at the second checkpoint. At a bunker there should be the second stamp for our stamp cards, but someone must have taken it as a souvenir. For me this is no problem, because I see a few wooden horses with or on which I make riding a picture. Unfortunately, there is not much more going on here. The big party with live band etc. we have missed yesterday unfortunately. Therefore, it goes on quickly on always small, narrow paths along the sea. When we come out on a plateau, we can still learn something about dinosaurs and then finally drive again on paved road. It took us two hours for 11.6 kilometers. My head is spinning when I think about our average speed today.
Shortly before Banjole, we finally take a breakfast break by the sea. The excited Antje wants to use here again her chance and climb into the sea. I eat my packed, occupied baguette, which I carry already for two days with me. It is beautiful here. Totally quiet and the sun shines warmly down on me. When the active Antje comes crawling out of the sea again, because the ground is very stony and not good to walk on, it reminds me of the first amphibians that crawled laboriously to land a few billion years ago. Yes, there no religious creationist can tell me that everything exists only 5000 years. The resemblance with our swimming and running ancestors is not to be overlooked with the amphibious Antje. Unfortunately, for inexplicable reasons, all media recordings of this event have disappeared.
Our way now leads us further in the direction of Pula. The oldest city in Istria was already a large ancient Roman city about 2000 years ago. I have to put the brakes on Antje here. With head down and full throttle she drives past the most beautiful sights. But I love history so much. But she is in the tunnel. Fortunately, we can now still make a short joint photo at the amphitheater. It’s great what they were able to build in the past. And here in modern times, they can’t finish an airport for years, or the Weissenberg Bridge in my neighboring town.
Behind Pula we drive again over fast Gravelautobahnen past endless stone walls, which separate the roads and ways from the fields. In Vodnjan my belly reports again and I need something to eat and drink. Until we will reach the next town, it will take some time. So supplies fill up. On a nice place in the middle of the small sleepy town, which sounds like more people than there are, we have ice cream, soda and some fruit.
After that we drive again on endless fields through Istria. Here we have to overcome game fences again and again. But we don’t meet any animals or people. Up to Kanfanar it goes 25 kilometers easily uphill. There then the road again steeply downhill, until the attentive Antje cries out loudly and we have to turn around. Yesterday came to all participants a text message from the organization team, that down there again an unrideable mud part would be and one should drive around but please this trail on the road above. So again two kilometers on the road uphill and into the village. There another Kääpppoootscheinooo in a small bar. First a few quick kilometers on the road and then back into the forest. In the middle of a large clearing we meet a fellow rider who just changes his hose. Help and talk he apparently does not want. The best thing will be to push or carry our bikes here, because branches with sharp thorns are everywhere on the narrow trail. I have no desire to start because of hundreds of punctures to change the tubes and in the end still hours to look for the cause, because such a troublemaker is in the coat. I also don’t want to know at all how the first driver got through here. Even now everything is overgrown here and you partly need a machete.
At some point we get back onto dirt and gravel roads. The other driver joins us again, but also several attempts to build up social contact with him somehow fail. He just doesn’t talk to us. I drive a few meters in front and when the startled Antje closes again to me she is already very disturbed, because it is already gringe (Hehe, a juvenile word built) if one you do not know, always next to or behind you drives and no word says. If you are alone, that can certainly also make you afraid. I for my part am there yes always positive and think that the guy is simply also alone. But he doesn’t really let himself be shaken off. He probably doesn’t know himself how to behave. Unpleasanteeeehhhhmmm…
Again and again it goes steeply uphill and downhill. Partly through small villages and past lakes. At some point, when we are back on the road, after about one and a half hours, he starts talking and asks me how far we still want to go and whether we already have an idea to sleep. The spurred Antje is not quite comfortable with this and when we are back on the road, she accelerates and we shake him off, more or less selfishly.
After a short stretch that repeatedly crosses a completely muddy field, we head uphill to and around the town of Motovun, perched on a hill. Up there, the amorous Antje has already been to dinner with two other men, and in the romantic evening atmosphere of the sunset that accompanies us uphill, I must now be the third. Also this is already again somehow unpleasanteeehhhmmm…
At the top we have truffle soup, truffle pasta and truffle strudel. The appetite-loaded Antje, that small truffle piglet, has already told me the whole day, or actually for days, about it.
The restaurant seems to be rather noble and we sit sweaty with our stinky bike clothes in the middle of it. But we are anyway usually pretty indifferent, if we are on such events on the road. The important thing is that we can now refuel again and are ready for a night ride. We would like to ride for another two or three hours.
On the old Parenzana railroad line, which has been converted into a bike path, we now ride steadily uphill for another 25 kilometers. Over bridges and through tunnels, with illuminated villages and streets in the valley, it goes through the warm night. At some point during the night we find a viewing platform at the top of the plateau, where we spread out our sleeping bags in the open air and finally fall asleep.